In der Bundeswehr gibt es nach Schätzungen zwischen 3.000 und 4.000 muslimische Soldaten.
Ceylan wandte sich gegenüber dem Deutschlandfunk am Mittwochabend damit gegen Pläne aus dem Verteidigungsministerium, Einzelverträge mit ausgewählten muslimischen Geistlichen abzuschließen. Es sei zwar richtig, dass der Islam nicht über kirchenähnliche Strukturen verfüge. Dennoch wäre es wichtig, muslimische Religionsgemeinschaften in die Gründung einer islamischen Militärseelsorge und die Berufung von Imamen einzubinden, um Akzeptanz bei den Muslimen zu erzielen.
Verweis auf Islamkolleg Osnabrück
Der Religionssoziologe verwies auf das Islamkolleg in Osnabrück, das Imame ausbildet. "Man sollte auf das Islamkolleg zugehen. Denn die kooperieren ja immerhin mit vier bis fünf muslimischen Organisationen. Hiermit hätten wir eine Zwischenlösung", sagte Ceylan. Denn die Verbände, die dort vertreten sind, verträten immerhin über 400 Moscheegemeinden.
Aus Sicht des Professors hat Deutschland in den vergangenen zehn Jahren gute Erfahrungen mit Kommissionen und theologischen Beiräten gemacht, in denen muslimische Gemeinschaften, aber auch Personen des öffentlichen Lebens, Theologinnen und Theologen über Inhalte von Religionsunterricht oder Personalbesetzungen mitentscheiden.
Erstmals jüdischer Militärrabbiner eingesetzt
Ceylan betonte, auch Muslime in Bundeswehr oder Polizei wollten Ansprechpartner haben, um über Probleme des Berufs oder schwierige Lebensphasen oder Auslandseinsätze unter einer religiösen Perspektive reden zu können. Zudem könnten Imame aber auch dazu beitragen, bei Auslandseinsätzen eine Art Kulturknigge oder Informationen zum Islam bereitzustellen.
Im Sommer hatte auch die Wehrbeauftragte des Bundestags, Eva Högl (SPD), eine islamische Militärseelsorge in der Bundeswehr gefordert. Im Juni war erstmals ein jüdischer Militärrabbiner für die Bundeswehr eingesetzt worden.