Fußball-Ikone Hansi Müller spielt vor Vatikan-Kulisse für guten Zweck

"So können wir Fußballer etwas zurückgeben"

Es war ein außergewöhnliches Solidaritäts-Freundschaftsspiel zwischen dem deutschen Team "Kinderlachen" und den Fußballern des Vatikans. Matze Knop ist Schirmherr von "Kinderlachen" und hat sich VfB-Ikone Hansi Müller ins Team geholt.

Ein Fußball auf einem Spielfeld / © Bogdan Kovenkin (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Früher, in den 70er- und 80er-Jahren, gab es Hansi Müller eigentlich nur mit der Nummer zehn auf dem Rücken: beim VfB Stuttgart in der Bundesliga. Trugen Sie das weiße Trikot mit rotem Brustring auch am vergangenen Wochenende im Vatikan, mit der Rückennummer zehn? 

Hansi Müller (links) im Gespräch mit Radio Vatikan-Redakteur Mario Galgano (RV)
Hansi Müller (links) im Gespräch mit Radio Vatikan-Redakteur Mario Galgano / ( (Link ist extern)RV )

Hansi Müller (Ehemaliger Fußballprofi): Natürlich, wie immer. Nur mit dem Unterschied, dass man sich früher etwas leichter getan hat, weil die Spieler mehr oder weniger gleich alt waren. Aber die Mannschaft des Vatikans war sehr jung. Deswegen habe ich die ersten 20 Minuten gespielt und habe mich dann dezent verabschiedet.

Hansi Müller

"Ein Spiel direkt in Rom ist schon etwas Besonderes mit der Kulisse des Vatikans im Hintergrund."

DOMRADIO.DE: Mit dem deutschen "Team Kinderlachen" haben Sie am Wochenende im Vatikan gegen die vatikanische Auswahl gespielt, ein Spiel für den guten Zweck. Was war Ihr Anliegen da insgesamt? 

Müller: Ich kenne Matze Knop schon sehr lange. Er ist Schirmherr für "Kinderlachen", und die haben schon verschiedene Spiele organisiert. Jetzt war mal der Vatikan dran. Ein Spiel direkt in Rom ist schon etwas Besonderes mit der Kulisse des Vatikans im Hintergrund, mit der Domkuppel. Bei so einem Charity-Spiel gibt es die Möglichkeit für uns Fußballer, etwas von dem zurückzugeben, was uns die Karriere gegeben hat. 

Deutsche Fußballauswahl "Kinderlachen" mit Matze Knop (vierter von links) auf dem vatikanischen Fußballrasen (RV)
Deutsche Fußballauswahl "Kinderlachen" mit Matze Knop (vierter von links) auf dem vatikanischen Fußballrasen / ( (Link ist extern)RV )

DOMRADIO.DE: Ex-Bundesliga-Stars wie Thomas Helmer, Kevin Kuranyi oder auch Ivan Klasnić waren auch in Ihrem Team. Sie haben 5:7 gegen den Vatikan verloren, aber am Ende waren alle Gewinner auf dem Platz und daneben? 

Müller: Ja, wir hatten noch den Brasilianer Ailton am Start. Früher war der ein Spieler von Werder Bremen. Der hat auch gleich das 1:0 gemacht und wollte unbedingt gewinnen. Er war auch nachher etwas angesäuert, weil wir verloren haben. Aber die Spieler der Vatikanmannschaft waren plus/minus 30 Jahre alt. Und ich bin inzwischen 67. 

Fußballplatz vor der Kulisse des Vatikans / © Mario Galgano (RV)

Also, ein Laufduell gegen einen 30-Jährigen zu machen, ist nicht angesagt. Wir haben natürlich versucht, technisch ein paar Kabinettstückchen zu machen, aber unterm Strich steht eine schöne Erfahrung, ein nettes Spiel. Wir haben ein tolles Wochenende in Rom gehabt. Meine Frau und mein Sohn waren mit dabei. Sie waren total begeistert. Wir hatten auch Glück mit dem Wetter. 

Hansi Müller

"Fußball ist weltweit eine Sportart, die unglaublich viel bewegen kann."

DOMRADIO.DE: Sie haben Spenden gesammelt, Trikots verkauft. Die Erlöse gehen an eine Initiative für benachteiligte Kinder. Auch die karitativen Werke des Papstes werden mit diesen Einnahmen unterstützt. Wie sehen Sie in diesem Zusammenhang die Rolle des Fußballs? 

Müller: Fußball ist weltweit eine Sportart, die unglaublich viel bewegen kann, sodass dann auch Hautfarben, Nationalitäten, Religionen keine Rolle spielen. Diese Hürden, die es da immer wieder in der Gesellschaft gibt, sind beim Fußball ohne Probleme zu überwinden. Deswegen war es auch eine gelungene Geschichte und das wird auch mit anderen Spielen weiter fortgeführt. Nach 45 Jahren in die Stadt zurückzukehren, in der man Europameister geworden ist, war natürlich für mich das Highlight schlechthin. 

DOMRADIO.DE: Das war 1980, da ist Deutschland mit Ihnen nämlich in Rom Europameister geworden. Im Finale gab es einen 2:1 Sieg gegen Belgien. Wenn man nun dort wieder auf einem Fußballplatz steht, welche Erinnerungen kommen dann hoch? 

Müller: Ich habe ja mehrfach in Rom gespielt: mit Inter Mailand gegen Lazio Rom, gegen AS Rom. Das waren immer absolute Topspiele. Daran erinnert man sich natürlich. Aber man merkt, wenn man jetzt mit 67 auf dem Platz ist, dass die Beine nicht mehr so flott unterwegs sind. Es sind aber auch Jüngere teilweise um uns rum, die dann mehr laufen. Dann kann man sich mehr von der technischen Seite zeigen. 

Zehn Jahre später, im Jahr 1990, ist Deutschland dann Weltmeister geworden. Das war auch in Rom, durch einen Elfmeter von Andi Bremen gegen Argentinien. Da saß ich als Co-Kommentator bei Eurosport auf der Tribüne. Auch an solche Dinge erinnert man sich. Rom ist eine tolle Stadt und hat uns Glück gebracht, was den Fußball betrifft. 

DOMRADIO.DE: Wenn ich schon mit einer VfB Stuttgart-Ikone spreche, dann vermute ich mal, Sie werden am 24. Mai im Berliner Olympiastadion zum DFB-Pokalfinale von Stuttgart gegen Bielefeld sein?

Müller: Als Markenbotschafter des VfB Stuttgart werde ich das natürlich zusammen mit meinen Kollegen Cacao, Guido Buchwald und Timo Hildebrandt anschauen. Das Wochenende ist fest eingeloggt. Ohne jetzt zu wenig Respekt gegenüber Bielefeld zu zeigen, muss man das einfach packen, wenn man als Erstligist gegen einen Drittligisten spielt. Mit einem Pokalsieg wäre auch gleichzeitig die Qualifikation für die Europa League verbunden. 

Berliner Olympiastadion / © Soeren Stache (dpa)

Ein Pokalspiel in Berlin ist immer ein Highlight. Ich habe den Pokal dort noch nie gewonnen. Vielleicht gelingt es mir als Markenbotschafter der Truppe, die Daumen zu drücken und Glück zu haben, dass wir es mal wieder reißen. 

DOMRADIO.DE: Aber trotzdem müssten Sie eigentlich nervös sein. Bayer Leverkusen hat im Halbfinale wahrscheinlich auch gedacht, gegen Arminia Bielefeld zu gewinnen. 

Müller: Das ist richtig. Die Bielefelder haben aber, glaube ich, vier Bundesligamannschaften daheim im Pokal geschlagen. Allerdings haben wir diesmal ein anderes Spiel, weil es auf neutralem Platz im Olympiastadion stattfindet. Da hat man nicht wie auf der Bielefelder Alm diese 30.000 Fans im Rücken. Deswegen wird es vielleicht etwas schwieriger für Bielefeld. 

Das Interview führte Carsten Döpp.

Quelle:
DR

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