Gabriel sieht Aufbruch - Umweltorganisationen überwiegend enttäuscht

Naturschutzkonferenz endet mit "Bonner Mandat"

Mit der Formulierung des "Bonner Mandats" ist am Freitag die neunte UN-Naturschutzkonferenz in Bonn zu Ende gegangen. Umweltminister Sigmar Gabriel sieht in den gefassten Beschlüssen ein weltweites Aufbruchsignal für den Artenschutz. Umweltschutzorganisationen äußerten sich hingegen überwiegend enttäuscht.

Autor/in:
Markus Peters
 (DR)

Bundespräsident Horst Köhler forderte die Weltgemeinschaft zu deutlich mehr Anstrengungen für den Erhalt bedrohter Arten auf: "Wir müssen alle begreifen, dass die wunderbare Vielfalt der Natur ein gemeinsames Erbe ist, das wir auch nur gemeinsam bewahren können."

Seit dem 19. Mai hatten mehr als 5000 Experten aus 191 Staaten diskutiert, wie es um die Umsetzung der 1993 in Kraft getretenen UNO-Konvention zur Artenvielfalt bestellt ist. Nach Überzeugung von Gabriel ist auf der Konferenz der weltweite Aufbruch zum konkreten Schutz der biologischen Vielfalt gelungen. "In Bonn hat sich die Weltgemeinschaft auf den Weg gemacht, den anhaltenden Raubbau an der Natur zu stoppen", betonte der Minister am Freitagmittag zum Abschluss des Ministersegments der Tagung. Die Vertragsstaatenkonferenz sollte am Abend mit einer Plenarsitzung zu Ende gehen.

Als "Durchbruch" bezeichnete Gabriel die Einigung gegen Biopiraterie und zur Schaffung eines Reglements über den Zugang zu genetischen Ressourcen und die gerechte Aufteilung des Nutzens (ABS). Das "Bonner Mandat" sieht dafür einen straffen Fahrplan für die nächsten zwei Jahre vor, um auf der zehnten Vertragsstaatenkonferenz in Japan ein "Internationales ABS-Regime" beschließen zu können. Biopiraterie muss nach 2010 international rechtssicher ausgeschlossen sein, forderte Gabriel.

Im Rahmen der Konferenz hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ein verstärktes Engagement Deutschlands für den Schutz bedrohter Lebensräume angekündigt. So werde die Bundesrepublik von 2009 bis 2012 zusätzlich 500 Millionen Euro für den internationalen Wald- und Artenschutz zur Verfügung stellen. Ab 2013 werde jährlich eine halbe Milliarde Euro für diesen Zweck aufgebracht.

Umweltorganisationen enttäuscht
Die Naturschutzorganisation WWF in Deutschland nannte die Ergebnisse der Konferenz ungenügend. Im Moment bewege sich die Staatengemeinschaft im "Schneckentempo, und so gelingt es uns nicht, das Artensterben aufzuhalten", sagte ein Sprecher.

Auch die Umweltorganisation NABU ist von den Verhandlungsergebnissen enttäuscht. "Bereits vor vier Jahren hatte die Staatengemeinschaft beschlossen, mehr Schutzgebiete einzurichten und dafür ausreichend Finanzmittel zur Verfügung zu stellen. Außer Deutschland und Norwegen hat sich hierbei bis heute kein einziger der reichen Industriestaaten beteiligt", kritisierte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. In Bonn habe es weder konkrete Beschlüsse zum Stopp der illegalen Abholzung der Regenwälder noch zum umwelt- und sozialverträglichen Anbau von Agrotreibstoffen gegeben.

Der Direktor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, Achim Steiner, hält die gewachsene internationale Aufmerksamkeit für den Artenschutz für das wichtigste Ergebnis der Konferenz: "Wir haben in den letzten zehn Jahren wenig Fortschritte gemacht, da der Klimawandel uns sehr viel Zeit und Kraft gekostet hat. Wir können es uns gar nicht leisten, die Natur auf einem anderen Wege zu ersetzen".