Die UN-Geberkonferenz am heutigen Montag wolle 370 Millionen Euro sammeln, dies seien derzeit umgerechnet auf ein halbes Jahr lediglich 2,90 Euro am Tag pro Flüchtling, sagte Caritas-Mitarbeiter Stefan Teplan im ZDF-Morgenmagazin am Montag.
Die Europäische Kommission teilte unterdessen mit, dass sie weitere 30 Millionen Euro an Hilfsgeldern für die Rohingyas zur Verfügung stelle. Der Betrag komme zusätzlich zu bereits 21 Millionen Euro an geplanter Unterstützung. Die Hilfe der EU erhöhe sich damit auf 51 Millionen Euro. "Unsere humanitäre Hilfe wird dazu beitragen, lebensnotwendige Güter wie Wasser, sanitäre Einrichtungen, Nahrungsmittel, Gesundheitsfürsorge, Schutz und Bildung bereitzustellen", sagte der EU-Kommissar Christos Stylianides.
Stefan Teplan von Caritas International berichtete zudem nach seinem Besuch in der Region von "kilometerlangen Schlangen" ankommender Rohingya: "Ihre Flucht durch den Dschungel dauerte bis zu zwei Wochen." Die sanitären Anlagen seien katastrophal und es drohten Krankheiten wie Cholera auszubrechen. "Die Menschen leben in Zelten, beziehungsweise unter Plastiktüten, die über einige Bambusrohre gestülpt sind, sagte Teplan.
"Erinnerung an das Dritte Reich"
Derzeit werde von rund 800.000 Rohingya ausgegangen, die aus Myanmar geflüchtet sind. "Angesicht einer Volksgruppe von etwa einer Millionen Menschen lässt es den Schluss zu, dass es eine ethnische Säuberung ist", erklärte der Caritas-Mitarbeiter. Es erinnerte ihn fatalerweise "an das Dritte Reich als eine ganze Volksgruppe vertrieben wurde". Viele Schutzsuchende hätten ihm übereinstimmend erzählt, dass "die Armee die Dörfer der Rohingya überfällt, viele Häuser abbrennt, wahllos auf die Menschen schießt, um sie zu vertreiben, und auch Frauen vergewaltigen".
Psychologische Betreuung nötig
Von schlimmen Überfällen berichtete auch Tamara Lowe von der Hilfsorganisation Save the Children im Deutschlandfunk: "Ich habe mit einem 16-jährigen Mädchen gesprochen, welches mit ansehen musste, wie vor ihren Augen ihre Nachbarn und Freunde erschossen, erstochen und vergewaltigt wurden." Das Mädchen leide immer noch an Alpträumen.
Lowe forderte langfristig psychologische Betreuung für Kinder. Diese seien besonders betroffen. Ihr Anteil an den Geflüchteten macht nach Zahlen der Vereinten Nationen 60 Prozent aus. Langfristig wird Lowe zufolge mehr Geld benötigt, denn es ist eine Krise, die nicht in ein paar Monaten vorbei sein werde. "Die Menschen werden nicht zurück nach Myanmar gehen, wenn nicht sichergestellt werden kann, dass sie dort sicher sind», erklärte sie. Sie werden demnach wohl für eine längere Zeit in Bangladesch bleiben. Das liege daran, das ihre Dörfer verbrannt worden seien.
Christen fordern schärfere Sanktionen Australiens
Christen in Australien verlangen von der Regierung in Canberra schärfere politische und wirtschaftliche Sanktionen gegen Myanmar. "Wir fordern von Außenministerin Julie Bishop die Regierung von Myanmar für ihre Rolle bei der Gewalt gegen das Volk der Rohingya zu verurteilen und die Maßnahmen zur Beendigung wirtschaftlicher und militärischer Beziehungen zwischen Australien und der Regierung von Aung San Suu Kyi zu verstärken", hieß es in einer am Montag (Ortszeit) veröffentlichten Presseerklärung der Australian Christian Lobby (ACL).
Gleichzeitig begrüßte die ACL jedoch die Aufstockung der australischen Hilfe für die Rohingya-Flüchtlingen um umgerechnet 6,6 Millionen Euro auf jetzt insgesamt knapp 20 Millionen Euro. Australien hatte Ende September eine Entschärfung der Formulierungen in der Resolution des UN-Sicherheitsrates gegen Myanmar durchgesetzt.
Regierung will Rohingya zurückschicken
In Australien sorgt die Absicht der Regierung für Zündstoff, Rohingya-Flüchtlinge aus dem australischen Lager für Bootsflüchtlinge auf der Insel Manus in Papua Neuguinea nach Myanmar zurückzuschicken. Angaben von Flüchtlingshilfeorganisationen zufolge hat Australien den Rohingya auf Manus umgerechnet rund 16.600 Euro pro Person für eine freiwillige Rückkehr nach Myanmar angeboten.
Das Flüchtlingslager Manus muss nach einem Urteil des höchsten Gerichts von Papua Neuguinea voraussichtlich am 31. Oktober endgültig schließen. Das Schicksal der meisten der mehr als 600 Asylbewerber ist ungewiss. Australien weigert sich, Bootsflüchtlinge aufzunehmen.