Der Gedanke an die Vernichtung der Juden durch die Nationalsozialisten weckt in Papst Franziskus nach eigenem Bekunden "ein Gefühl von Trauer und Scham". Dass Menschen zu etwas wie der Schoah fähig seien, sei eine Schande und ein Schmerz, sagte er am Sonntagabend im italienischen Fernsehen.

Bei seinem Besuch 2016 im ehemaligen NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau habe er über dem Tor die Aufschrift "Arbeit macht frei" gesehen, zitierte er auf Deutsch. "Was für eine Arbeit war das? Die von Sklaven!" Dort, wo so viele Menschen ermordet worden seien, habe er nur schweigen können. Es sei so wichtig, deren Geschichten etwa durch Zeitzeugen zu hören, betonte Franziskus.
"Frieden erfordert Mut"
Der Papst nahm zum zweiten Mal an der beliebten Talk-Sendung "Che tempo che fa" (etwa: "Wie die Zeiten so sind") von Moderator Fabio Fazio teil. Er war live aus seiner Wohnung im vatikanischen Gästehaus Santa Marta zugeschaltet und beantwortete rund 45 Minuten lang Fragen zu unterschiedlichsten Themen.
Erleichtert zeigte er sich über das Abkommen zwischen der Hamas und Israel, das am Sonntag in Kraft getreten war. Die Vermittler hätten sehr gute Arbeit geleistet, so Franziskus. Für ihn sei eine Zwei-Staaten-Lösung die einzige Möglichkeit für dauerhaften Frieden zwischen Israel und Palästina.
"Manche sind dazu bereit, andere nicht." Es gelte, mit vorsichtiger Rhetorik zu überzeugen, so das Kirchenoberhaupt. "Wenn man Frieden schafft, verliert man oft etwas, aber man gewinnt doch mehr", fügte der Papst hinzu. "Frieden erfordert Mut."