Aus Sorge um die politische Zukunft Deutschlands hat das Bistum Münster eine Demokratiekampagne gestartet. Es brauche eine wehrhafte Demokratie, die ihren Feinden sagt: "Unser Land bekommt ihr nicht!", sagte Bischof Felix Genn am Mittwoch zum Start in Münster. Demokratie sei nicht nur die beste aller Staatsformen, sondern eine Lebensauffassung. Das Motto der Kampagne lautet "Lebe Freiheit!"
"Wir müssen auf der Hut sein", warnte Genn. "Je mehr auch in anderen Ländern Demokratiegegner an die Macht kommen, umso entschlossener müssen wir uns in Deutschland für die Demokratie einsetzen!"
Als ein Vorbild nannte er die Friedensbewegung der 1980er Jahre. Der Bischof räumte ein, dass die Kirche bei Demokratie und Menschenrechten selbst habe dazulernen müssen.
Kampagne für junge Menschen
Die Kampagne richtet sich vor allem an junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren. An der Initiative beteiligt sind die Caritasverbände in NRW, die Bistümer Osnabrück und Freiburg sowie Jugendverbände und katholische Schulen im Bistum Münster.
Immer mehr junge Menschen verlören Vertrauen in die Politik, warnte die Diözesanvorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Chiara Beyer. Viele junge Menschen fühlten sich nicht gehört. "Das müssen wir ändern!", so Beyer. "Kinder und Jugendliche müssen in allen Themenbereichen mitgedacht und gehört werden."
Antidemokratischen Strömungen entgegenwirken
Die Demokratiekampagne soll über die Bundestagswahl am 23. Februar hinaus bis zu den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen am 14. September laufen.
Geplant sind laut Diözesancaritasdirektor Dominique Hopfenzitz Diskussionsrunden, Wettbewerbe für die rund 10.000 Schüler katholischer Schulen, ein Social-Media-Wettbewerb für Auszubildende und junge Mitarbeiter. "Nur mit einer großen Anzahl an Beteiligten können wir den derzeitigen antidemokratischen und radikalen Strömungen im Netz gemeinsam entgegenwirken", so Hopfenzitz.
Angeboten wird zudem Material für Aktionen und Veranstaltungen. Annika Frieler, Schülerin aus Münster, kritisierte, dass "Jugendliche an vielen Stellen in der Politik immer noch belächelt oder sogar ausgeschlossen werden". Dennoch habe sie erfahren: "Jugendliche, die etwas tun, sei es nur Interesse zeigen, sind heutzutage in der Gesellschaft gewünschter und geachteter als je zuvor."