Der gebürtige Sauerländer betreute in den 30er Jahren bis zum Kriegsausbruch die deutsche Gemeinde in Paris. Unter deutscher Besatzung (1940 bis 1944) begleitete er über 1.000 zumeist französische Angehörige des Widerstands und Geiseln auf ihrem Weg zur Hinrichtung.
Nach dem Krieg leitete er für deutsche Kriegsgefangene bis 1947 ein "Priesterseminar hinter Stacheldraht". Er gilt in beiden Ländern als frühe Persönlichkeit der deutsch-französischen Aussöhnung. Sein Grab befindet sich in Chartres.
"Brüderlicher und tief menschlicher Blick"
Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy und Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) ehrten den Pater und die französischen Widerstandskämpfer an der heutigen Gedenkstätte "Memorial de la France Combattante". Stock habe bei den Exekutionen mit "seinem brüderlichen und tief menschlichen Blick auf jeden Verurteilten" eine "Aussöhnung vor der Aussöhnung" gelebt, sagte Sarkozy. Mit Rüttgers besuchte fast 63 Jahre nach Kriegsende erstmals ein hochrangiger deutscher Politiker offiziell die zentrale Gedenkstätte für den Widerstand.
Das Pontifikalamt feierten neben dem Bischof von Chartres, Michel Pansard, der Apostolische Nuntius in Frankreich, Fortunato Bardelli, sowie der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker. Dabei würdigte Pansard den Geistlichen als "Überwinder des scheinbar Trennenden".
Rüttgers setzte sich bei Nuntius Bardelli nachdrücklich für die Seligsprechung Stocks ein. Am Tag zuvor hatten Rüttgers und Sarkozy in Anwesenheit von Angehörigen der Opfer, der 82-jährigen Schwester Stocks sowie zweier Schulklassen aus Arnsberg an das Unrecht der deutschen Gewaltherrschaft erinnert und die Pflicht zur bleibenden Erinnerung angemahnt. Dabei rief Rüttgers besonders die Jugend auf, die Freiheit zu schützen und sie als gesamteuropäische Aufgabe zu begreifen. Sarkozy sagte, der "kalten Mechanik der Exekutionen" habe Franz Stock "kleine Flammen des Trostes" entgegengesetzt.
Gedenken an Abbe Franz Stock in Frankreich
"Überwinder des scheinbar Trennenden"
Mit einem militärischen Zeremoniell an der ehemaligen NS-Hinrichtungsstätte Mont Valerien bei Paris und einem Pontifikalamt in der Kathedrale von Chartres haben hochrangige Politiker und Kirchenvertreter aus Frankreich und Deutschland am Wochenende den vor 60 Jahren verstorbenen Priester Abbe Franz Stock geehrt. Mit NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers war erstmals ein hochrangiger deutscher Politiker dabei.

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