Gedenken an Lübecker Märtyrer zum 74. Todestag

Erinnerung an Widerstandskämpfer

Die Gedenkstätte für die Lübecker Märtyrer in der katholischen Propsteikirche Herz Jesu beherbergt seit diesem Wochenende persönliche Erinnerungsstücke der in der NS-Zeit ermordeten vier Geistlichen. Zum 74. Todestag finden mehrere Feierlichkeiten statt.

Gedenkstätte für die Lübecker Märtyrer (dpa)
Gedenkstätte für die Lübecker Märtyrer / ( dpa )

In mehreren Gottesdiensten haben katholische und evangelische Christen am Freitag in Lübeck der Ermordung der Lübecker Märtyrer durch die Nazis vor 74 Jahren gedacht.  An der Feier nahm auch Pastorin Constanze Oldendorf von der Lutherkirche teil.

Messkelch, Fotokamera und Altarkreuz

In der Gedenkstätte in der katholischen Propsteikirche Herz Jesu weihte Propst Christoph Giering am Nachmittag eine neu gestaltete "Schatzkammer" ein. In dem Ausstellungsraum sollen künftig persönliche Erinnerungsstücke der vier Geistlichen gezeigt werden.

Zu sehen sind unter anderem der Messkelch und der Fotoapparat von Eduard Müller, das Messgewand von Johannes Prassek, ein kleines Altarkreuz aus der Lutherkirche, wo Pfarrer Friedrich Karl Stellbrink wirkte, sowie die Tür ihrer Gefängniszelle im Burgkloster, wo die vier Märtyrer zwischenzeitlich inhaftiert waren.

Erzbischof Heße: Das Richten Gott überlassen

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße erinnerte in seiner Predigt an den Prozess gegen die Märtyrer, bei dem sie im Juni 1943 vom Senat des Volksgerichtshofes in Lübeck zum Tode verurteilt wurden.

"Dieser Prozess war kein Prozess nach Recht und Gesetz, sondern eine Farce", sagte er in seiner Predigt im Gottesdienst am Abend. Er rief dazu auf, Gott das Richten zu überlassen und stattdessen wie die Lübecker Geistlichen, Arme, Leidende und Ausgegrenzte aufzurichten.

Predigten gegen die Nazi-Ideologie

Die drei katholischen Kapläne Johannes Prassek, Hermann Lange und Eduard Müller sowie der evangelisch-lutherische Pastor Karl Friedrich Stellbrink hatten während der NS-Zeit in Lübeck gewirkt. In Predigten und persönlichen Zeugnissen protestierten sie gegen die menschenverachtende Ideologie der Nationalsozialisten und wurden deswegen am 10. November 1943 gemeinsam hingerichtet.

Die drei katholischen Kapläne wurden am 25. Juni 2011 in Lübeck seliggesprochen, der Pastor erhielt dabei ein ehrendes Gedenken.

Evangelischer Gottesdienst am Sonntag

In der evangelischen Sankt Marienkirche hatte bereits am Mittag eine Andacht mit Pastorin Oldendorf und der langjährigen Leiterin des Lübecker Kulturforums Burgkloster, Ingaburgh Klatt, stattgefunden. Ein weiterer evangelischer Gottesdienst soll am Sonntag um 11.00 Uhr in der Lutherkirche gefeiert werden.

Die Gedenkstätte in der Krypta der Herz-Jesu-Kirche wurde 2013 eingeweiht. Eine Ausstellung dokumentiert Leben, Wirken und Vermächtnis der vier Geistlichen. Erzbischof Heße setzt sich für eine Heiligsprechung der Lübecker Märtyrer ein.


Erzbischof Stefan Heße / ©  Daniel Bockwoldt (dpa)
Erzbischof Stefan Heße / © Daniel Bockwoldt ( dpa )
Quelle:
KNA