Gedenkkonzert für Bonns verstorbenen Stadtdechanten Picken

"Er wäre absolut dabei gewesen"

Am Tag der Deutschen Einheit lassen sechs Chöre den Lobgesang und Psalm 42 von Mendelssohn Bartholdy im Gedenken an Bonns Stadtdechanten Wolfgang Picken in der Stiftskirche erklingen. Bonns Chöre singen mit dem Potsdamer Nikolaichor.

Autor/in:
Jan Hendrik Stens
Trauer um Wolfgang Picken (Katholisches Stadtdekanat Bonn)

DOMRADIO.DE: Es singen beim Konzert am 3. Oktober ab 19 Uhr in der Stiftskirche nicht nur die Chöre vom Bonner Münster und von der Stiftskirche, sondern auch der Nikolaichor aus Potsdam. Wie ist es denn zu dieser Zusammenarbeit gekommen?

Laie Belmonte (St. Petrus Bonn)

Laie Belmonte (Seelsorgebereichsmusikerin an der Stiftskirche St. Petrus, Bonn): Das hat tatsächlich eine etwas längere Geschichte. Markus Karas, unser Regionalkantor in Bonn, und Björn Wiede, der Kirchenmusikdirektor im Kirchenkreis Potsdam, kennen sich schon seit eine Weile. Herr Wiede macht jedes Jahr ein großes Konzert zum Tag der Deutschen Einheit in seiner Nikolaikirche in Potsdam, wo auch Markus Karas mal eingeladen wurde. Aus dieser Zusammenarbeit kam Herr Wiede zu der Idee, mal den Lobgesang in Bonn aufzuführen. So ist es zu dieser Idee gekommen.

DOMRADIO.DE: Es wird ja nicht nur die Sinfoniekantate "Lobgesang" von Felix Mendelssohn Bartholdy erklingen, sondern auch die Kantate des 42. Psalms "Wie der Hirsch schreit", ebenso von Mendelssohn Bartholdy. Sie selbst werden dabei die Chöre dirigieren. Mendelssohn war ein evangelischer Christ mit jüdischen Wurzeln. Warum haben Sie sich denn dieses Werk, den Psalm 42 ausgesucht?

Laie Belmonte

"Wir fanden den Psalm an sich superpassend, auch thematisch, denn es geht in diesem Psalm sehr um Sehnsucht."

Belmonte: Das war tatsächlich ein Wunsch der Chöre in Bonn. Der Psalm 42 ist einer der beliebten Psalmen im Repertoire von vielen unserer Chöre. Die Idee kam auf, als wir in den Chören bekannt gemacht haben, dass wir den Lobgesang üben würden. Wir fanden den Psalm an sich super passend, auch thematisch, denn es geht in diesem Psalm sehr um Sehnsucht.

Gerade für den Tag der Deutschen Einheit finden wir dieses Thema passend, diese Sehnsucht auf ein wiedervereintes Deutschland. Das fanden wir eine schöne Idee. Deswegen machen wir das jetzt.

DOMRADIO.DE: Beide Werke sind für den Chor sehr schön und auch gut zu singen. Wie haben sich die Chöre auf diese beiden Werke von Mendelssohn vorbereitet?

Belmonte: Wir haben sechs Chöre, die zusammen auftreten. Das ist eine tolle Herausforderung. Wir haben einzeln jeden Chor darauf vorbereitet, Herr Karas mit seinen drei Chören am Bonner Münster und ich mit meinen zwei Chören, der Chorgemeinschaft St. Marien und dem Stiftschor Bonn.

Wir haben getrennt geprobt, aber von Anfang an die Möglichkeit eröffnet, dass die Leute auch zu den Proben der anderen Chöre gehen. Das war eine wirkliche Bereicherung für alle. So konnten die Leute auch andere Chorproben mit einem anderen Chorleiter besuchen und haben die Menschen der anderen Chöre kennengelernt.

Laie Belmonte

"Wir wollen in diesem Konzert alle an ihn denken, ihm auch danken und ihm dieses Konzert widmen."

DOMRADIO.DE: Der sechste Chor ist der Nikolaichor von Herrn Wiede aus Potsdam. Es ist sicher etwas weit, um für eine Chorprobe nach Potsdam zu fahren. Das heißt, wann proben Sie mit dem Potsdamer Chor zusammen? Wann wird dies zum ersten Mal sein?

Belmonte: Das ist am Tag vor dem Konzert. Wir haben dafür eine Hauptprobe mit dem Potsdamer Chor und auch mit dem Orchester angesetzt. Außerdem findet am gleichen Tag des Konzertes noch die Generalprobe statt.

DOMRADIO.DE: Der Anfang dieses Jahres 2024 verstorbene Bonner Stadtdechant Picken war ein großer Freund der Kirchenmusik. Wie kam es zu der Idee, mit diesem Konzert an ihn zu erinnern?

Belmonte: Es ist eine gemeinsame Aktion der Chöre an St. Martin, also dem Bonner Münster und den Chören an St. Petrus. Stadtdechant Picken war leitender Pfarrer von beiden Gemeinden. Wir befinden uns noch in dem Todesjahr von unserem Pfarrer und es ist einfach naheliegend, dass wir bei einer solchen Aktion noch an ihn denken.

Wir wissen, dass er diese Aktion gefördert hätte, weil diese wahnsinnig tolle Musik in einer so großen Aufführung toll gefunden hätte. Er wäre absolut dabei gewesen. In diesem Sinne wollen wir in diesem Konzert alle an ihn denken, ihm auch danken und ihm dieses Konzert widmen. 

Das Interview führte Jan Hendrik Stens.

Bonner Münster

Bonner Münster / © Saiko3P (shutterstock)

Mitten im Herzen der Stadt Bonn befindet sich an exponierter Stelle das Bonner Münster. Es wurde im 11. Jahrhundert als romanische Stiftskirche St. Cassius und Florentius des Cassius-Stiftes erbaut. Hier fand man die älteste antike Totengedächtnisstätte nördlich der Alpen. Seit dem 13. Jahrhundert, als die Bonner die Münster-Basilika in ihr Stadtsiegel aufnahmen, ist sie das Wahrzeichen der Stadt Bonn. Hier werden seit 1350 Jahren christliche Märtyrer verehrt.

Quelle:
DR