Das sagte die Dogmatik-Professorin im Interview der "Salzburger Nachrichten" (Samstag).
Fragen zu früher tabuisierten "Dauerbrennern" wie Geschlechtergerechtigkeit, Amt oder Zölibat sollten offen diskutiert und adäquate Reaktionen gesucht werden, da sich "alte Antworten" darauf als Mitverursacher von Missbrauch in allen Abstufungen erwiesen hätten, so Knop. Sie nimmt derzeit mit einem Podcast-Gespräch an den "Salzburger Hochschulwochen" teil.
"Geerdet und rechenschaftspflichtig"
Statt "den Amtsträger in den Himmel zu loben und ihn zu einer besonderen Mittlergestalt zu stilisieren", müsse das kirchliche Weiheamt "geerdet und rechenschaftspflichtig" werden, forderte Knop. Allgemeine Standards wie Transparenz, Kontrolle, Gewaltenteilung und Geschlechtergerechtigkeit hätten sich auch in der katholischen Kirche durchzusetzen. Diese sei institutionell "irgendwann aus der gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklung ausgestiegen" und müsse dies nun nachholen, um Menschen noch zu erreichen. Schließlich könne das Evangelium nicht "zu allen Zeiten auf dieselbe Weise" vermittelt werden, so die Theologin.
Als ein weiteres dringendes Thema nannte sie die Frauenfrage. Auch wenn die Bereitschaft der katholischen Kirche in jüngster Zeit merklich gestiegen sei, Frauen in wichtige Positionen zu bringen, bleibe die Weihe als Grenze; andere christliche Konfessionen seien hier schon deutlich weiter gekommen. Die katholische Debatte stecke infolge von Entscheidungen früherer Päpste in einer "Sackgasse".
Wandel beschleunigen
Hoffnung auf "Umbruch" sieht Knop dennoch. Erfahrungen wie etwa bei der Amazonas-Synode 2019 hätten gezeigt, "dass faktisch weiter darüber diskutiert wird". Auch bei anderen Themen wie Religionsfreiheit oder der Bewertung der Todesstrafe habe die Kirche frühere Lehren durchaus korrigiert.
Die Corona-Zeit könnte einen Wandel auch der Liturgie beschleunigen, vermutet die Dogmatikerin. Die Zäsur des Lockdown habe bei Gläubigen Nachdenkprozesse über die Sonntagsgestaltung und eigene Prioritäten in der Religionsausübung eingeleitet. Das habe einem "individuellen, pluralen und säkularen Denken und Leben" Vorschub geleistet. Die Kirche müsse darauf reagieren und den Gläubigen mehr zutrauen.