Polens Bischöfe fordern Ablehnung des "Matic-Berichts"

"Gegen völlig wehrlose Menschen"

Polens Bischofskonferenz stellt sich gegen den "Matic-Bericht" des EU-Parlaments zur sexuellen und reproduktiven Gesundheit von Frauen. Der Bericht verlange ein "Recht auf Abtreibung als Menschenrecht", so Erzbischof Gadecki.

Schwangerschaftstest / © Harald Oppitz (KNA)
Schwangerschaftstest / © Harald Oppitz ( KNA )

Der Vorsitzende der polnischen katholischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki rief am Dienstag alle Abgeordneten auf, gegen den Resolutionsentwurf zu stimmen. "Wir erinnern die katholischen Abgeordneten auch daran, dass sie in einer Situation, in der die zur Abstimmung gestellten Dokumente gegen grundlegende Menschenrechte und Werte verstoßen, die nicht verhandelbar sind, keinem Kompromiss zustimmen können, sondern sich eindeutig gegen solche Initiativen aussprechen sollen", schreibt Gadecki in einer in Warschau veröffentlichten Erklärung.

Der Entschließungsantrag geht auf den kroatischen Sozialdemokraten Predrag Matic zurück und wird daher "Matic-Bericht" genannt. Der Parlamentsausschuss für die Rechte der Frauen und die Gleichstellung der Geschlechter unterstützte den Antrag im Mai.

Abtreibungen sollen entkriminalisiert werden

Das Plenum des EU-Parlaments will an diesem Mittwoch über den Antrag debattieren und am Donnerstag über ihn abstimmen. Er sieht vor, dass das EU-Parlament die 27 Mitgliedstaaten zum Schutz sexueller Rechte insbesondere von Frauen und Mädchen aufrufen soll. Die EU-Staaten werden in dem Resolutionsentwurf aufgefordert, "Abtreibungen zu entkriminalisieren und Hindernisse für legale Abtreibungen zu beseitigen und gegen sie vorzugehen".

Gadecki erklärte: "Abtreibung ist immer eine Verletzung des grundlegenden Menschenrechts auf Leben, die umso abscheulicher ist, als sie das Leben des schwächsten und völlig wehrlosen Menschen betrifft." Daher sei ein Schwangerschaftsabbruch ein "Ausdruck der ungerechtesten Diskriminierung".

Der Erzbischof betonte zudem, dass der EU nie die Zuständigkeit im Bereich des Gesundheitswesens übertragen worden sei und für diesen ausschließlich die Mitgliedsstaaten zuständig seien.

Kein Menschenrecht

In dem Antrag werde fälschlich behauptet, dass ein Recht auf Abtreibung ein anerkanntes Menschenrecht sei. In keinem internationalen Menschenrechtsdokument stehe ein solches Recht. Im Gegenteil werde das Recht auf Leben garantiert, aber nicht "das Recht zu töten".

Auch die Deutsche Bischofskonferenz kritisierte den sogenannten Matic-Bericht. "Im Zentrum unserer Sorge steht der Schutz der unantastbaren, unveräußerlichen und gleichen personalen Würde aller Menschen", erklärte der Vorsitzende der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Bischofskonferenz und Vizepräsident der EU-Bischofskommission COMECE, Bischof Franz-Josef Overbeck.

Ähnlich hatte sich bereits die COMECE sowie die Nordische, die Österreichische und die Slowakische Bischofskonferenz geäußert.


Stanislaw Gadecki, Erzbischof von Posen / © Paul Haring (KNA)
Stanislaw Gadecki, Erzbischof von Posen / © Paul Haring ( KNA )
Quelle:
KNA