Der Text, über den das EU-Parlament am Mittwoch (23. Juni) debattieren und abstimmen will, enthalte "viele positive Elemente", heißt es in einer am Samstag in Kopenhagen veröffentlichten Erklärung der Nordischen Bischofskonferenz.
So sei die Förderung der Menschenwürde und das Bestreben, den Zugang zur Gesundheitsversorgung für alle zu fördern, ein wesentliches Anliegen der katholischen Kirche. "Es geht darum, Diskriminierung und soziale und kulturelle Vorurteile zu bekämpfen, die das Schicksal vieler Menschen, insbesondere von Frauen, bestimmen", so die Bischöfe.
"Gegenstand einer aufgeklärten öffentlichen Debatte"
Zugleich kritisieren sie die Haltung des Berichts, "Abtreibung als Gesundheitsmaßnahme und als Menschenrecht" einzustufen. "Gesundheitsmaßnahmen und Menschenrechte sollen per Definition die Gesundheit der Menschen sichern und ihr Leben schützen. Das kann das Leben des Ungeborenen nicht ausschließen", hieß es. "Ein solcher Schritt würde Personen, Institutionen und Länder, die Abtreibungen ablehnen, weiter marginalisieren und als Gegner der 'Menschenrechte' darstellen", so die nordischen Bischöfe.
Im Kontext der EU greife diese Initiative "in unangemessener Weise" in die Autonomie jedes Mitgliedstaats ein, seine eigene Gesetzgebung zu Abtreibung und anderen ethischen Fragen vorzulegen, hieß es weiter. "Als katholische Bischöfe verteidigen wir das menschliche Leben von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod." Man setze sich für das Recht von Einzelpersonen, Politikern und Institutionen ein, Abtreibungen in Frage zu stellen, ohne an den Rand gedrängt oder diskriminiert zu werden.
"Wir möchten, dass die komplexe Frage der Abtreibung zum Wohle aller ein Gegenstand einer aufgeklärten öffentlichen Debatte bleibt", unterstreicht die Nordische Bischofskonferenz, zu der die katholischen Bischöfe von Oslo, Trondheim, Tromsö, Kopenhagen, Helsinki, Stockholm und Reykjavik gehören.
Kein "Menschenrecht auf Abtreibung"
Ähnlich hatte sich bereits die EU-Bischofskommission COMECE sowie die die österreichischen und slowakischen Bischöfe geäußert. Die Einstufung von Schwangerschaftsabbrüchen als "wesentliche Gesundheitsdienste" sei "ethisch unhaltbar", so die COMECE am Donnerstag in Brüssel.
Alarmiert äußern sich die Bischöfe darüber, dass der Entwurfstext eine mögliche Verweigerung von Abtreibungen aus Gewissensgründen infrage stelle. Nach dem Entwurf, der von dem kroatischen Mitte-Links-Politiker Predrag Matic eingebracht wurde, soll das EU-Parlament die 27 Mitgliedstaaten zum Schutz sexueller Rechte
insbesondere von Frauen und Mädchen aufrufen.
Die COMECE wirft dem Text beim Thema Schwangerschaftsabbruch eine "einseitige Perspektive" und Etikettenschwindel vor. Kein internationales Recht und kein internationaler Vertrag sehe ein "Menschenrecht auf Abtreibung" oder eine entsprechende Verpflichtung der Staaten vor. Die Vertretung der nationalen katholischen Bischofskonferenzen der EU verwies auch auf ein Grundsatzurteil des Europäischen Gerichtshofs von 2011, in dem die Richter mit einer möglichen Menschenwürde von Embryonen argumentierten.