Gemeinde lädt Trierer Bischof Ackermann von Firmung aus

Mangelndes Interesse und Engagement

Eine Kirchengemeinde im Saarland hat den Trierer Bischof Stephan Ackermann von einer Firmung ausgeladen. Nach Vorwürfen sexualisierter Gewalt gegen den früheren Pfarrer zeigt sich die Gemeinde enttäuscht von ihrem Bischof.

Bischof Stephan Ackermann / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bischof Stephan Ackermann / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Der Pfarreienrat wirft dem Bischof nach Missbrauchsvorwürfen gegen den früheren Pfarrer der Gemeinde mangelndes Interesse und Engagement für die Probleme der Kirchengemeinde sowie eine Vernachlässigung seines Hirtenamtes vor, wie aus einem Brief des Pfarreienrates an den Bischof hervorgeht. Das Schreiben ist auf den 16. April datiert und liegt der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vor. Zuerst hatte der "Trierische Volksfreund" berichtet (Mittwoch).

Klarheit gefordert

In der Gemeinde war bis 2015 ein Pfarrer tätig, gegen den mehrfach Vorwürfe wegen sexualisierter Gewalt erhoben wurden. Das Bistum hatte seit 2006 Hinweise zu dem Beschuldigten, handelte aber erst später und räumte im Nachgang Fehler im Umgang mit dem Fall ein.

Der Pfarreienrat schreibt nun, viele Katholiken in der Gemeinde seien enttäuscht und fühlten sich von "ihrem Hirten und Bischof" im Stich gelassen. Ackermann habe die Gemeinde an Pfingsten 2018 "in Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal um den ehemaligen Pfarrer" besucht. Damals habe die Hoffnung bestanden, der Bischof würde "für Klarheit sorgen, die vielen Fragen beantworten und uns bei der Aufarbeitung dieses Missbrauchs helfend zur Seite stehen und konkrete Unterstützung benennen". Diese Hoffnung sei enttäuscht worden. "Für weitere Klarheit und Aufarbeitung in diesem Fall haben Sie allerdings bis zum heutigen Tag nicht gesorgt", heißt es weiter. Auch habe die Gemeinde seit dem Besuch nichts mehr vom Bistum oder dem Bischof dazu gehört.

Suche nach Gespräch mit Verantwortlichen

Der Pfarreienrat fordert den Bischof nun auf, die Firmung nicht wie beabsichtigt selbst zu übernehmen, sondern an Weihbischof Robert Brahm abzugeben und von einem Besuch abzusehen. Das Bistum wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Sachverhalt äußern und teilte weiter mit, das "Gespräch mit den Verantwortlichen in der Pfarreiengemeinschaft" zu suchen.

Mit Vorwürfen gegen den heutigen Ruhestandspriester des Bistums Trier beschäftigten sich bereits mehrere kirchliche und staatliche Stellen. Die Staatsanwaltschaft ermittelte mehrfach gegen den Mann. Zuletzt erhob die Staatsanwaltschaft Saarbrücken im März Anklage gegen den 68-jährigen Ruhestandspfarrer wegen des Verdachts der sexuellen Nötigung. Ob es zu einem Prozess kommt, ist noch offen. Kirchlicherseits befasst sich zusätzlich seit 2018 das Kölner Kirchengericht als nächsthöhere Instanz mit dem Fall. Gleich drei heutige Bischöfe waren in ihrer Trierer Zeit mit dem Fall befasst, Reinhard Marx, Stephan Ackermann und Georg Bätzing. In einer gemeinsamen Erklärung räumten sie im April 2021 Fehler im Umgang ein.

Quelle:
KNA