Trierer Bischof gibt Amt des Missbrauchsbeauftragten ab

Für eine neue Verantwortungsstruktur

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann wird das Amt des Missbrauchsbeauftragten der Deutschen Bischofskonferenz zur Herbstvollversammlung in Fulda im September abgeben. Das teilte die Bischofskonferenz am Donnerstag in Bonn mit.

Bischof Stephan Ackermann / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bischof Stephan Ackermann / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Zugleich kündigten die Bischöfe an, die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in kirchlichen Zusammenhängen neu aufzustellen.

Deutsche Bischofskonferenz

Die Deutsche Bischofskonferenz ist der Zusammenschluss der katholischen Bischöfe in Deutschland. Sie leiten als Ortsbischöfe eines der 27 Bistümer oder unterstützen als Weihbischöfe. Insgesamt gehören ihr derzeit (September 24) 61 Mitglieder an.

Ebenfalls zur Konferenz gehören - auch wenn sie nicht Bischöfe sind - Diözesanadministratoren, die ein Bistum nach Rücktritt oder Tod eines Ortsbischofs übergangsweise verwalten.

Logo der Deutschen Bischofskonferenz auf einem Schild neben dem Eingang zum Sekretariat der DBK / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo der Deutschen Bischofskonferenz auf einem Schild neben dem Eingang zum Sekretariat der DBK / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Es brauche möglichst bald eine neue und breiter aufgestellte Verantwortungsstruktur, damit die katholische Kirche in Deutschland der Vielschichtigkeit der Thematik des sexuellen Missbrauchs und der Dimension des Aufgabenfeldes künftig noch mehr gerecht werden kann, erklärte Ackermann laut Mitteilung. Er gebe daher sein Amt ab.

Dank nach zwölf Jahren

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, dankte Ackermann für dessen zwölf Jahre als Missbrauchsbeauftragter. Ohne das Wirken des Trierer Bischofs seien etwa die Interventions- und Präventionsordnung der Deutschen Bischofskonferenz und andere Dokumente nicht denkbar, inbesondere die 2018 veröffentlichte MHG-Studie zu sexuellem Missbrauch an Minderjährigen. "Mit ihrer nicht einfachen Vorgeschichte war es Bischof Ackermann, der wesentlich zur Umsetzung dieses für uns wichtigen und wegweisenden Forschungsvorhabens beigetragen hat", betonte Bätzing.

Ackermann (59) hatte das neu geschaffene Amt 2010 übernommen. Damals hatte der Leiter des Berliner Canisius-Kollegs, Pater Klaus Mertes, den Missbrauchsskandal an der Jesuitenschule bekannt gemacht. Er löste damit eine Welle von weiteren Enthüllungen zu Fällen sexualisierter Gewalt in der Kirche und in anderen Institutionen aus.

Kritik wegen Nennung von Klarnamen

Zuletzt stand der Trierer Bischof massiv in der Kritik, weil er den Klarnamen einer unter Pseudonym bekannten Betroffenen sexueller Übergriffe offen gelegt hatte. Die Frau aus dem Bistum Trier, die selbst Angestellte des Bistums ist, hatte als "Karin Weißenfels" mehrfach von "geistlichem Missbrauch" und sexuellen Übergriffen durch einen Priester vor rund 30 Jahren berichtet. 

Ackermann hatte ihren bürgerlichen Namen vor etwa 40 Mitarbeitenden des Bistums genannt. Er unterschrieb danach eine Unterlassungserklärung und bat die Frau um Entschuldigung. Betroffeneninitiativen und der Betroffenenbeirat der DBK hatten Ackermanns Verhalten kritisiert und ihm einen Rücktritt nahegelegt.

Ackermann ist seit 2009 Bischof von Trier. Als Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz war er federführend mit der Aufarbeitung von Missbrauch in der katholischen Kirche befasst. Gemeinsam mit dem damaligen Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, erarbeitete er für die DBK eine 2020 verabschiedete Erklärung mit Kriterien zur strukturellen Aufarbeitung von Missbrauch in allen deutschen Diözesen. Überdies leitet Ackermann in der Bischofskonferenz die Liturgiekommission.

Quelle:
KNA