Gemeinsames Gebet der Religionen in Köln

Zeichen zum Weltfriedenstag

Diese Tage stehen im Zeichen des Friedens: Gestern ging das Weltfriedenstreffen in Assisi mit dem Papst zu Ende, heute beten zum UN-Weltfriedenstag zum Beispiel in Köln Anhänger verschiedener Religionen gemeinsam. Was steckt dahinter?

Betende Hände (KNA)
Betende Hände / ( KNA )

domradio.de: Warum braucht es ein gemeinsames Gebet der verschiedenen Religionen?

Hannelore Bartscherer (Vorsitzende des Katholikenausschusses Köln): Es ist ein wunderbares Zeichen, dass die vielen Religionsgemeinschaften, die im Rat der Religionen zusammen sitzen, am Weltfriedenstag gemeinsam für Frieden beten. Wir wollen Einigkeit demonstrieren und stehen in dieser Stadt für ein "Miteinander". Aus diesem Grund braucht es dieses Gebet.

domradio.de: Welche Religionen sind dabei?

Bartscherer: Im Rat sind christliche, jüdische und muslimische Religionen vertreten, aber auch Bahai und Buddhisten. Die ganze Bandbreite dieses Rates kann man sich auf der Homepage der Stadt mal anschauen. Köln hat ganz viele Religionsgemeinschaften unterschiedlicher Ausrichtungen, die sich gemeinsam im Rat für Frieden in dieser Stadt engagieren. Ich empfinde das als ein Mut machendes Zeichen und zu diesem gehört es auch, ein gemeinsames Gebet zu initiieren.

domradio.de: Wie wichtig ist es, dass der diesjährige Gastgeber die muslimische Gemeinde Millî Görüş ist?

Bartscherer: In diesem Jahr sind zunehmend Veränderungen im Hinblick auf den Islam zu beobachten, die zu Folge haben, dass nicht mehr zwischen Islam und Islamismus differenziert wird. Es herrscht auf beiden Seiten Angst, auf der Seite der Moslems und auf der Seite der anderen Menschen. Diese Angst wird von bestimmten Gruppierungen - auch fundamentalistischen - immer wieder befeuert. Deswegen finde ich es so unglaublich wichtig, dass wir als Religionsgemeinschaften unterschiedlicher Ausprägungen miteinander sagen: "Wir müssen uns an der Stelle positionieren!" Dass dies von Christen, Muslimen, Juden, Bahai, Buddhisten und vielen anderen getan wird, ist ein Signal, was meiner Meinung nach täglich in unserer Stadt passieren müsste.

domradio.de: Wie müssen wir uns das praktisch vorstellen, wenn Muslime mit Christen gemeinsam beten?

Bartscherer: Wir versammeln uns in einem Haus, in diesem Fall bei Millî Görüş. Ich lade alle heute um 19.00 Uhr ein, die sich das anschauen oder auch mitmachen möchten. Kommen Sie und gucken Sie sich das an, machen Sie mit! Ich glaube, dass das zur Integration beiträgt. Wie muss man sich das jetzt vorstellen? Jede der Religionsgemeinschaften hat ein Gebet, der oder die Vortragende wird vorgestellt und bringt danach den Text vor, während die anderen zuhören. In dem Moment herrscht dann Stille und aufmerksames Zuhören.

domradio.de: Sind die Texte auf Deutsch?

Bartscherer: Alle Beiträge sind in deutscher Sprache. Wenn sie nicht auf Deutsch sind, werden sie übersetzt. Was zu dem Gebet der Religionen zwingend dazu gehört, ist die Begegnung danach: Austauschen über Gehörtes, Kennenlernen und Mauern in Köpfen abreißen. Denn diese Mauern sind das, was uns rumtreibt. Wir haben Klischees, Bilder und Vorurteile - manche davon sind tradiert. Aber wir können daran etwas ändern und wir können diese Mauern in unseren Köpfen abbauen und, das möchte ich nochmal betonen, auf allen Seiten.

Das Interview führte Tommy Millhome.


Hannelore Bartscherer (DR)
Hannelore Bartscherer / ( DR )
Quelle:
DR