DOMRADIO.DE: Ein Dokument zur Vorbereitung der Weltbischofssynode. Worum geht es dem Heiligen Vater?
Ingo Brüggenjürgen (Chefredakteur DOMRADIO.DE): Es geht Papst Franziskus darum, dass das Gottesvolk gemeinsam dem Herrn der Kirche, Jesus Christus, wirklich gemeinschaftlich entgegengeht. Dazu hat er heute sogar zwei Dokumente veröffentlicht, ein Vademecum, wo die Hilfestellungen angeboten werden und dann ganz konkret dieses Vorbereitungsdokument, das den Titel "Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung" trägt.
Und das skizziert doch ganz gut, was diese Weltsynode leisten soll. In der aktuellen Herausforderung zwischen Corona, sozialer Ungleichheit, Klimawandel und all den Fragen, die anstehen, geht es dem Heiligen Vater immer wieder darum, dass man gemeinsam geht. Also nicht er geht voran und alle folgen nach oder die Bischöfe sagen, wo es langgeht, sondern dieses gemeinschaftliche Gehen ist ihm ganz wichtig.
DOMRADIO.DE: Wie soll sich denn die Weltbischofssynode auf den Weg machen?
Brüggenjürgen: Da sind zunächst einmal diese strukturellen Abläufe, die geklärt werden. Es geht jetzt im Oktober los und dann werden sich die Themen immer schön hin und her gespielt. Das heißt, nicht irgendwo in Rom läuft alles zusammen, sondern die Teilkirchen, die Bischofskonferenzen, die Gremien vor Ort, alle werden einbezogen. Dann geht es wieder zurück nach Rom.
Es wird ein Arbeitspapier erstellt, was dann wieder in die Weltkirche gespielt wird und dann eine Art Abschlussdokument, was dann auf den Tisch kommt und 2023, in zwei Jahren dann letztendlich verabschiedet und 2024 - darum geht es ja auch - umgesetzt wird. Also das ist ein langer, wichtiger Weg, den der Papst heute nochmal hier konkret inhaltlich gefüllt hat.
DOMRADIO.DE: Hat Papst Franziskus in diesem Vorbereitungsdokument denn auch skizziert, wie er sich dieses gemeinsame Gehen vorstellt?
Brüggenjürgen: Ja, das hat er sehr deutlich gemacht. Er hat immer wieder gesagt: Das ist ein gemeinschaftliches Gehen. Es geht um Teilhabe aller. Und er beruft sich doch auf die biblischen Ursprünge und sagt einfach, dass das ein schöner Dreischritt war, auf der einen Seite natürlich Jesus Christus, dann das Volk der Gläubigen als Gemeinschaft, aber eben auch in besonderer Nachfolge die Apostel.
Und jetzt ist es wichtig, dass sich in diesem Dreieck keiner vom Acker macht, sondern dass sie immer wieder aufeinander hören und gemeinsam versuchen, nach vorne zu kommen. Denn es gibt noch einen Vierten im Bunde. Das ist das Böse, der Teufel, und der zerstört diese Einheit.
Deshalb ist es ganz wichtig, dass man im Stil aufeinander hört und dass nicht einer immer sagt "Ich weiß es", sondern dieses gemeinsam Hören und der gemeinsame Gang ist dem Heiligen Vater ganz wichtig.
DOMRADIO.DE: Wir kennen hier in Deutschland schon den Synodalen Weg, den katholische Laien gemeinsam mit den deutschen Bischöfen begonnen haben. Werden denn die konkreten Fragen, die hier in Deutschland behandelt werden, auch angesprochen?
Brüggenjürgen: Nicht so konkret, als dass man sagen würde, dass diese vier Themenpunkte Klerikalismus, Machtfrage, Sexualität und Rolle der Frauen ganz eindeutig beim Namen genannt werden. Aber natürlich geht es um eine Würdigung der Frauen. Natürlich geht es um Klerikalismus und um Machtfragen, um neue Strukturen. All das ist in diesem Papier ein wenig allgemeiner formuliert, aber es findet sich ohne Frage.
Und der Heilige Vater weist auch nochmal ganz ausdrücklich darauf hin, dass das nicht eine Demokratisierung ist, die hier stattfindet, sondern er ermahnt die Hirten eigentlich, dass sie authentische Hüter und Ausleger und Zeugen des Glaubens sind, aber dass sie sich nicht davor fürchten müssen, auf die Herde, sprich: auf die Gläubigen zu hören.
Also die Konzentration des Gottesvolkes bringt keine Demokratie. Aber die hilft der Kirche im Inneren weiter, wirklich zu sich selber zu kommen.
DOMRADIO.DE: Gibt es denn schon erste Reaktionen zu diesem Papier?
Brüggenjürgen: Ja, die laufen schon auf. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, hat sich schon sehr hinter das Papier gestellt und hat es begrüßt und hat gesagt: "Ich bin sehr freudig und dankbar, dass das Dokument nun auch offiziell im Blick auf den weltweiten kirchlichen Prozess ausdrücklich vom Synodalen Weg spricht und die schon begonnenen Prozesse in den verschiedenen Ländern wertschätzt."
Also Bätzing freut sich natürlich, dass er hier Rückenwind aus Rom bekommt und sieht den Synodalen Weg, den die Bischöfe und Laien hier in Deutschland eingeschlagen haben und der auch in anderen Teilen der Weltkirche schon begonnen ist, jetzt durch diesen römischen Prozess gestärkt.
Aber letztendlich, auch das macht Bischof Bätzing deutlich, geht es nicht um irgendwelche Papiere, sondern es geht um ein gemeinschaftliches aufeinander Hören und dann auch darum, Träume zu wecken, damit Kirche in Bewegung kommt.
Das Interview führte Dagmar Peters.