Bischof Feige hält Menschenfeinde für "gesellschaftsfähig"

"Gemeinwohl auf dem Spiel"

​Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige sieht in Europa besorgniserregende gesellschaftliche Entwicklungen. Dort stehe "das Gemeinwohl auf dem Spiel", sagte Feige am Wochenende beim traditionellen Karlsamt im Frankfurter Kaiserdom.

Autor/in:
Norbert Demuth
Gerhard Feige, Bischof von Magdeburg / © Harald Oppitz (KNA)
Gerhard Feige, Bischof von Magdeburg / © Harald Oppitz ( KNA )

Er fügte hinzu: "Nächstenliebe wird immer mehr zum Fremdwort und Menschenfeindlichkeit gesellschaftsfähig." Seit längerem nähmen in Europa Vorurteile und Abgrenzungen wieder zu, seien Eigeninteressen wichtiger als Solidarität. Das abgebrannte Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos sei ein "zutiefst beschämendes Zeichen", sagte Feige. Dass Geflüchtete zudem in Bosnien bei eisiger Kälte ihrem Schicksal überlassen würden und andere "weiterhin im Mittelmeer ertrinken", sei ein Skandal.

Es sei notwendig, Europa wieder eine Seele zu schenken, sagte der Bischof. Europa sei von seinen Ursprüngen her nicht nur ein Wirtschaftsverbund, sondern ebenso eine Kultur- und Wertegemeinschaft mit einem jüdisch-christlichen Erbe.

Über gesellschaftliche Spannungen - auch in Deutschland

Allerdings dürfe nicht verschwiegen werden, "dass vieles am Christentum auch sehr irdisch ist und Menschen schwer enttäuschen kann", sagte Feige. "Immer wieder stellen Versagen und Sünde, ja sogar Skandale und Verbrechen unsere Glaubwürdigkeit in Frage." Aktuell gehörten dazu "der sexuelle Missbrauch Minderjähriger und mancher willkürliche Umgang mit Macht", sagte der katholische Bischof und fügte hinzu: "Da sind - weil wir gerade ein so edles Bild vom Menschen haben und hohe moralische Ansprüche vertreten - Transparenz und Bekehrung vonnöten, Buße und Erneuerung!"

Auch in Deutschland verschärften sich gesellschaftliche Spannungen, so der der Bischof weiter. In den Sozialen Medien würden zunehmend irrationale Empörungswellen und Hasslawinen ausgelöst. Rechtsextreme und populistische Gruppierungen erstarkten, sagte Feige. Christen müssten gerade in dieser Situation einstehen für Demokratie, Frieden, Toleranz und Solidarität, "ja sogar für Barmherzigkeit und Liebe".

Feige wirbt für langen Atem in Sachen Ökumene

Feige äußerte sich zuvor in einem "Domgespräch" auch zum Miteinander der beiden großen Kirchen. Der Vorsitzende der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz warb für einen langen Atem. Es habe "schon erfreulichere Phasen" gegeben, in denen ein ökumenischer Aufbruch zu spüren gewesen sei. Es gebe derzeit "manche Schwierigkeiten, die dann wieder zu Stagnation führen".

Das Karlsamt wird seit 1332 zum Gedenken an den Todestag Kaiser Karls des Großen gefeiert, der am 28. Januar 814 starb. Seit mehr als 600 Jahren gedenken die Frankfurter Katholiken immer am letzten Samstag im Januar des "Vaters des Abendlandes" und beten für eine gute Zukunft Europas. 

Gerhard Feige

Gerhard Feige wurde 1951 in Halle geboren und machte sein Abitur in der Saale-Stadt. Er studierte Theologie in Erfurt . Nach seiner Priesterweihe 1978 in Magdeburg war er Seelsorger in Salzwedel und Magdeburg.

1982 wurde er als wissenschaftlicher Assistent nach Erfurt berufen, zum Philosophisch-Theologischen Studium. Er promovierte in Theologie 1988, es folgte ein einjähriger Studienaufenthalt in Rom.

Bischof Gerhard Feige
Bischof Gerhard Feige

 

Quelle:
KNA
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