Bischof Feige: Auch Kirchen Zielscheibe von "Querdenkern"

"Wir setzen als Kirchen auf Glauben und Vernunft"

​Auch die Kirchen sind nach den Worten von Magdeburgs Bischof Gerhard Feige Zielscheibe der "Querdenker"-Szene. Der Bischof betonte, die Kirchen setzten auf "Glauben und Vernunft, nicht auf Fundamentalismus und Fanatismus."

Gerhard Feige, Bischof von Magdeburg / © Harald Oppitz (KNA)
Gerhard Feige, Bischof von Magdeburg / © Harald Oppitz ( KNA )

"Mir - wie auch anderen Bischöfen - wird vorgeworfen, 'Kampfbegriffe' der Medien und der Politik 'ungefiltert' zu übernehmen und damit meine Autorität zu missbrauchen", sagte er in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Ihn erreiche zum Thema Corona Post aus dem ganzen Bundesgebiet, "zumeist seitenlange Briefe, teils sehr verbissen". Darunter seien die unterschiedlichsten Schattierungen aus der "Querdenker"-Szene.

Kirche und Staat im Visier

Parolen vom Widerstand gegen einen vermeintlichen "Obrigkeitsstaat" halte er für "völlig anachronistisch", so Feige. "Natürlich bin ich nicht blauäugig und möchte auch nicht entmündigt oder blind auf etwas eingeschworen werden. Aber ich bin bereit, Anordnungen in Kauf zu nehmen, wenn sie als sinnvoll und hilfreich erscheinen", sagte der Bischof. "Man muss natürlich aufpassen, dass die Religionsfreiheit nicht hinterrücks durch antireligiöse Kräfte ausgehebelt wird." Aber er wolle "nicht von vorneherein misstrauisch sein gegenüber allem, was von den demokratisch gewählten Regierungsvertretern kommt, zumal dahinter ja zahlreiche renommierte Wissenschaftler stehen".

Bei den "Querdenkern" macht der Bischof auch Ost-West-Unterschiede aus: "Ich denke, östlicherseits kann es mit der DDR-Vergangenheit zu tun haben, dass man immer im Kampf gegen einen Feind war und das war der Staat, von dem man sich gegängelt fühlte und distanzieren musste." Wenn die Kritik aus Westdeutschland komme, dann sei es "häufig ein überzogenes individualistisches Freiheitsverständnis, das wenig Sinn für Gemeinwohl hat und sehr Ich-bezogen ist". Er habe den Eindruck, dass versucht werde, die Kirchen für Eigeninteressen zu instrumentalisieren.

Vorwürfe auch in die andere Richtung

Er bekomme auch Post mit Vorwürfen, die Kirchen gefährdeten die Gesundheit der Gläubigen, wenn sie weiter Gottesdienste anbieten. Feige verwies auf die "sehr ausgefeilten Hygiene-Konzepte" für die Gottesdienste und betonte: "Wir setzen als Kirchen auf Glauben und Vernunft, nicht auf Fundamentalismus und Fanatismus! Uns geht es um Solidarität mit allen Menschen. Uns geht es um das seelische und das leibliche Heil. Aufgabe der Kirche ist es, ganzheitlich für die Menschen da zu sein - gerade auch in der Corona-Krise." 

Gerhard Feige

Gerhard Feige wurde 1951 in Halle geboren und machte sein Abitur in der Saale-Stadt. Er studierte Theologie in Erfurt . Nach seiner Priesterweihe 1978 in Magdeburg war er Seelsorger in Salzwedel und Magdeburg.

1982 wurde er als wissenschaftlicher Assistent nach Erfurt berufen, zum Philosophisch-Theologischen Studium. Er promovierte in Theologie 1988, es folgte ein einjähriger Studienaufenthalt in Rom.

Bischof Gerhard Feige
Bischof Gerhard Feige
Quelle:
KNA