Genn und Sternberg zum Katholikentagsprogramm

Frieden aus vielen Blickwinkeln

Unter dem Motto "Suche Frieden" steht der Katholikentag im Mai diesen Jahres in Münster. Nun wurde das Programm präsentiert.

Bischof Felix Genn (l.) und ZdK-Präsident Thomas Sternberg / © Caroline Seidel (dpa)
Bischof Felix Genn (l.) und ZdK-Präsident Thomas Sternberg / © Caroline Seidel ( dpa )

Wie der Leitgedanke umgesetzt werden soll, erklären Münsters Bischof Genn und ZdK-Präsident Sternberg im Interview.

DOMRADIO.DE: Herr Bischof Genn, in Ihrem Bistum wird der Katholikentag vom 9. bis 13. Mai ausgerichtet. Wie laufen denn mit Blick auf das Bistum die Vorbereitungen?

Bischof Dr. Felix Genn (Bischof von Münster): Hervorragend. So ist auch das Echo in den Gemeinden und das zeigt sich durch die Bereitschaft der Menschen, zu helfen und sich zu engagieren, Betten und Privatquartiere zur Verfügung zu stellen. Angehende Erzieherinnen und Erzieher bieten an, sich für die Kinderbetreuung einzusetzen, was für einen Katholikentag ein neuer Akzent ist. Ich bin berührt und dankbar dafür und denke, dass dies auch in unseren Gemeinden einen Schwung gibt, der über die Tage hinaus weiter wirkt.

DOMRADIO.DE: Der Katholikentag steht unter dem Motto "Suche Frieden". Was sind in Ihren Augen die besonderen Programmpunkte, in denen sich der Leitgedanke widerspiegelt.

Prof. Thomas Sternberg (Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken / ZdK): Das Motto findet sich in sehr vielen Veranstaltungen wieder. Ich glaube, alleine 350 Veranstaltungen tragen das Wort Frieden als erstes Wort im Titel. Das heißt, der Frieden wird hier durch alle Bereiche durchdekliniert. Es ist auch schwierig genug, denn Frieden ist ein so grundgutes Wort, dass eigentlich niemand gegen Frieden sein kann. Aber wie arbeitet man sich an Frieden ab? Wie spricht man über Frieden? Wie thematisiert man Frieden, sowohl den Frieden auf staatlicher Ebene, wie gesellschaftlich und wie ganz persönlich und auch den Frieden mit Gott? Das wird nach ganz vielen Richtungen bearbeitet.

Genn: Besondere Programmpunkte gibt es eine ganze Menge. Das sind die Gottesdienste, die gemeinsamen Gebete, aber auch die einfachen Begegnungen. Ich bin überzeugt, dass, wenn nicht irgendetwas Schreckliches, terroristisch Gewalttätiges passiert, was der Himmel verhüten möge, am Ende die Menschen in dieser Stadt sagen werden: Es gibt auch friedvolle Feste.

DOMRADIO.DE: Bei einem großen und strammen Programm kommen manchmal die geistlichen Akzente zu kurz. Was sind denn in dieser Hinsicht Ihre Programmhöhepunkte?

Genn: Da denke ich einmal an die Vielzahl der Gottesdienste - natürlich an die Eucharistiefeier an Christi Himmelfahrt zur Eröffnung und die Abschlussmesse auf dem Schlossplatz, aber auch die vielen Gottesdienste, die jeden Tag gefeiert werden, sowohl eucharistisch als auch als Wortgottesdienste. Und dann haben wir ja ein geistliches Zentrum mit Anbetung und der Möglichkeit, sich in einem persönlichen Gespräch bis hin zur Beichte auch innerlich den Frieden schenken zu lassen.

DOMRADIO.DE: Was erhoffen Sie sich denn für nachhaltige Effekte vom Katholikentag für Ihr Bistum?

Genn: Einmal erhoffe ich mir, dass es die Gemeinden in Schwung hält, weil manchmal eine lethargische Stimmung in unserer deutschen Kirche herrscht. Aber wenn man plötzlich merkt, dass etwas zieht, weil viele Menschen mitgemacht haben, dann kann man auch viel leichter und beschwingter sich einsetzen und engagieren. Davon bin ich fest überzeugt. Das habe ich beim Weltjugendtag oder bei der Heilig-Rock-Wallfahrt erlebt. Das hat schon eine Nachhaltigkeit.

Sternberg: Es ist immer schwierig, vorher zu sagen, welches Signal am Ende stehen soll. In Leipzig hatten wir das große Signal, dass Populismus mit Katholiken nicht zu machen ist. Ich denke, hier in Münster wird das Signal ausgehen, dass wir als Katholiken für weltweite Gerechtigkeit, für internationale Beziehungen und für eine Abkehr von nationalem Denken einstehen. Wir sollten uns davor hüten, nur den eigenen Bereich zu sehen, sondern rausgehen in die Welt und deutlich machen, dass für uns soziale Gerechtigkeit internationale Gerechtigkeit ist.

DOMRADIO.DE: Es ist der Katholikentag im Jahr eins nach dem großen Kirchentag zum Reformationsgedenken. Inwiefern spielt die Ökumene auf dem Katholikentag in Münster eine Rolle?

Sternberg: Ich denke, dass nach dem überraschenden und sehr ökumenischen Jahr 2017 jetzt auch Antworten von uns kommen müssen, mit denen wir zeigen, dass auch wir den Ball aufnehmen und Ökumene praktizieren. Ökumene gelingt am besten an der Basis, in den Gemeinden. Hier kann man gemeinsam die Dinge angehen, gemeinsam arbeiten oder gemeinsam Räume nutzen. Da merkt man, dass man gut miteinander zurechtkommt.

Das Interview führte Alexander Foxius.

 

Quelle:
DR