Gericht ordnet Wahl israelischer Oberrabbiner an

Seltene Vakanz

Erstmals seit langem steht Israel ohne Oberrabbiner da. Jetzt hat das oberste Gericht eine Wahl der Nachfolger angeordnet. Bis Ende September muss Israel neue Oberrabbiner wählen, urteilte das Gericht laut israelischen Medien.

Kippa und Thora / © Oleg Ivanov IL (shutterstock)

Interne Machtkämpfe, Vorwürfe der Vetternwirtschaft sowie ein Streit um die Rolle von Frauen im Wahlgremium verhinderten bisher die ursprünglich für 2023 geplante Abstimmung über die Nachfolger der zwei Oberrabiner, des Sepharden Jitzchak Josef und des Aschkenasen David Lau. Laut Bericht der Zeitung "Times of Israel" ist es die erste Vakanz der Position seit über einem Jahrhundert.

Das Wahlgesetz von 1980 sieht ein Wahlgremium aus 80 Rabbinern und 70 Leitern von lokalen Behörden und Religionsräten vor. In einem früheren Urteil hatte das Gericht festgelegt, dass im Sinne des Gesetzes auch Frauen als "Rabbiner" betrachtet werden können, eine Auslegung, die die strengreligiösen Strömungen des Judentums als nicht religionsrechtskonform ablehnt. 

Auch Frauen in Betracht ziehen

Das Gericht wies laut Berichten dazu an, die Berufung von Frauen als Rabbinerinnen in das Wahlgremium in Betracht zu ziehen. Ein möglicher Kompromiss könnte vorsehen, dass die Zahl der Rabbiner im Wahlgremium auf 70 reduziert werde, so dass eine gleiche Zahl von Rabbinern und Nichtrabbinern vertreten sei. 

Alternativ könnten zehn weitere Stimmberechtigte eingeführt werden, die durch Frauen zu besetzen seien.

Oberrabbiner werden für eine Amtszeit von zehn Jahren gewählt. Das Parlament hatte die Amtszeit von Josef und Lau um ein elftes Jahr verlängert, laut Berichten, damit es zu keinen Kollisionen mit den Kommunalwahlen kommt.

Viele offene Fragen nach Beginn des Justizumbaus in Israel

Im Streit um den Justizumbau in Israel wird das von dem Regierungsvorhaben selbst betroffene Oberste Gericht des Landes zunächst nicht eingreifen. Es werde sich erst im September mit Petitionen gegen ein im Zuge der umstrittenen Reform jüngst verabschiedetes Gesetz befassen, berichteten Medien am Mittwoch. Die Richter verzichteten demnach darauf, anders als von einer Petition gefordert, das Gesetz direkt einzufrieren. Auch am Mittwoch kam es gegen den Justizumbau landesweit wieder zu Demonstrationen.

Demonstration gegen die geplante Justizreform nahe der Knesset, Sitz des israelischen Parlaments, in Jerusalem / © Andrea Krogmann (KNA)
Demonstration gegen die geplante Justizreform nahe der Knesset, Sitz des israelischen Parlaments, in Jerusalem / © Andrea Krogmann ( KNA )
Quelle:
KNA