Gertrud von Nivelles gilt als Heilige für alle Lebenslagen

Eine Frau geht ihren Weg

Heilige scheinen als Glaubensvorbilder unerreichbar und aus einer anderen Zeit zu stammen. Dabei inspirieren sie bis heute Menschen. An diesem Sonntag feiert die Kirche den Gedenktag der Heiligen Gertrud von Nivelles.

Autor/in:
Kerstin-Marie Berretz
Die Heilige Gertrud von Nivelles in Äbtissinenroben. Sie hält einen Stab in der Hand an dem drei Mäuse hochklettern. / © Morphart Creation (shutterstock)
Die Heilige Gertrud von Nivelles in Äbtissinenroben. Sie hält einen Stab in der Hand an dem drei Mäuse hochklettern. / © Morphart Creation ( shutterstock )

Sie lebte im 7. Jahrhundert in Belgien und wurde Leiterin des Klosters in Nivelles, das ihre Mutter gegründet hatte. Eine Besonderheit in ihrer Biografie ist, dass Gertrud nirgendwo als Äbtissin des Klosters bezeichnet wird, dennoch gilt sie als dessen Leiterin.

An ihr wird deutlich: Es kommt im Leben nicht auf Ämter und Titel an. Man kann auch so viele Dinge bewegen und verändern, ohne dass man dafür eine bestimmte Position innehat - damals wie heute.

Das zeigt sich auch, wenn man das weitere Leben der Heiligen betrachtet: Sie bemühte sich vor allem um die Bildung von Mädchen und jungen Frauen, ließ sich Bücher aus Rom kommen und war eine hervorragende Kennerin der Bibel. Dabei war es in ihrer Zeit ja völlig unüblich, dass Mädchen Bildung erhielten. Hier setzte Gertrud ihre eigenen Schwerpunkte und tat, was ihr am Herzen lag.

Kümmern um alle Menschen

Auch diese Haltung kann uns heute inspirieren: Wofür man sich selbstlos engagieren möchte, muss nicht unbedingt in die Zeit und jedem in den Kram passen. Wenn man selber aber die Dringlichkeit erkennt, wird man Mittel und Wege finden, um das Anliegen dennoch voranzutreiben.

Neben der Mädchenbildung setzte Gertrud sich zudem für die Versorgung von Kranken ein. So kümmerten sich die Nonnen der Abtei um Arme, Kranke und Gebrechliche. Für irische Wandermönche, die sie in ihr Kloster gerufen hatte, ließ sie ein Spital bauen. Bereits im Mittelalter wurden deshalb viele Hospitäler nach ihr benannt. 

Bis heute findet man Krankenhäuser, deren Namenspatronin die heilige Gertrud ist. Die Heilige gab außerdem auch fahrenden Schülern und Wandergesellen zu essen. Gertrud kümmerte sich also um alle Menschen, die Hilfe brauchten - egal, woher sie kamen oder wer sie waren.

"Zuständigkeit" als Schutzpatronin

Auch das kann für uns heute ein Impuls sein. Christus selber sagt im Evangelium, dass wir das, was wir dem Geringsten getan haben, ihm getan haben. Das galt im 7. Jahrhundert genauso wie heute. Gertrud verdeutlicht einmal mehr: Man erinnert sich eher an die Menschen, die Gutes tun, als an jene, denen der oder die andere gleichgültig ist.

Die heilige Gertrud ist also eine beeindruckende Frau. Sie wurde zwar nur 33 Jahre alt, hat aber in ihrem Leben viel bewegt und wird deshalb bis heute sehr verehrt. Wem sie alles Gutes getan hat, wird deutlich beim Blick auf ihre "Zuständigkeit" als Schutzpatronin. Gertrud als Schutzheilige der Reisenden und Pilger, der Gärtner, Spinnerinnen, der Armen und Witwen, sondern auch der Katzen.

Brauch der Gertrudenminne

Auf die Heilige gehen verschiedene Bräuche zurück, die auch mitunter heute noch Anwendung finden. So trank man beim Abschiednehmen oder nach einer Versöhnung die sogenannte Gertrudenminne, also einen Becher gesegneten Wein. Dieser Brauch kann uns heute anregen, einen Abschied von einer geliebten Person bewusst zu gestalten und sich noch einmal Zeit mit- und füreinander zu nehmen.

Im Rahmen einer Versöhnung kann der Brauch auch dazu inspirieren, eine Versöhnung bewusst zu gestalten und zu den eigenen Fehlern zu stehen. Ehe man dann miteinander anstößt und wieder zusammenkommt, bedeutet das, dass man den Willen aufbringt, die Dinge nicht einfach im Raum stehen zu lassen. Vielmehr setzt es voraus, dass beide Seiten ihren Anteil erkennen und wieder aufeinander zugehen.

Start in die Gartensaison

Ein dann gemeinsam getrunkenes Glas Wein kann dann helfen, Gräben zu überwinden und wieder miteinander zu reden. Das kann in unseren Zeiten, in denen manche Meinungen unvereinbar zu sein scheinen, eine Möglichkeit sein, um wieder aufeinander zuzugehen oder um überhaupt miteinander zu reden.

Am Gertraudentag am 17. März wird traditionell die Saison für die Arbeit im Garten eröffnet. Das bedeutet: Der Frühling steht vor der Tür. Eine schöne Gelegenheit mitten in der Fastenzeit, um sich dem neuen Leben zuzuwenden.

Quelle:
KNA