Rund 130 verschiedene Tierarten werden in der Bibel erwähnt – vom Adler bis zur Ziege. Viele von ihnen können im zweitgrößten Zoo Deutschlands bestaunt werden: Im Nürnberger Tiergarten. Besonders geschichtsträchtigen Arten hat dieser nun anlässlich des Deutschen Evangelischen Kirchentags eine eigene Führung gewidmet.
Doch bevor es überhaupt losgeht, stellt Zoobegleiterin Carolin Stettner ein paar Dinge klar: Nicht alles, was in der Bibel stehe, dürfe für bare Münze genommen werden – erstens. Und zweitens: Anders als in der Arche Noah-Erzählung beschrieben, würde ein Paar von jeder Tierart nicht ausreichen, um sie zu erhalten. "Wenn nur noch zwei übrig sind, wäre die Sache schon gelaufen."
Vorurteile bekämpfen
Aufräumen möchte sie auch mit so manchen Vorurteilen. Da wäre zum Beispiel die Schlange, die ihrer Meinung nach bei vielen Menschen noch immer zu schlecht wegkommt. Der Ursprung dafür könnte in der Bibel liegen: Im Paradies etwa kommt ihr die Rolle der Versucherin zu, an anderer Stelle wird das Volk Israel von einer ganzen Plage der Kriechtiere heimgesucht.
Diese Überlieferungen spiegelten das Verhältnis wider, das der Mensch seit Jahrtausenden mit dem Tier habe – er fürchte es und könne es nicht deuten, so Stettner. Für sie hat das auch etwas mit dem starren Blick des Kaltblüters zu tun. "Mit Säugetieren, die uns ähnlicher sind, werden wir schneller warm." Die Schlange hingegen hat keine Augenlider und kann nicht blinzeln. "Ihre Mimik ist ganz anders als unsere."
Symbol der Erneuerung
Eigentlich sei das Kriechtier jedoch ein sehr gut angepasstes und flinkes Tier, das ohne Beine hervorragend zurechtkomme, erklärt die Zoobegleiterin. Die Schlange sei nicht nur ein Zeichen für das Böse, sondern auch sehr schlau und zudem ein Symbol für Erneuerung, weil sie sich im Frühjahr immer häutet. Insofern: "Viele Geschichten in der Bibel werden den Tieren nicht gerecht."
Weiter geht es zu den Pavianen. Während der Mantelpavian aus Ägypten kommt, hat er in Palästina nicht gelebt, weiß Stettner. Verbindungen nach Nordostafrika habe es jedoch schon damals gegeben und so ließen sich auch in der Bibel Reiseberichte finden, die von der Begegnung mit den Äffchen erzählten. Außerdem habe es damals schon das Bedürfnis gegeben, sich solche Tiere als Raritäten zu Hause zu halten – auch um damit an Ansehen zu gewinnen.
Zoos sollen Wissen vermitteln
Zoos hingegen verfolgen der Expertin zufolge eine andere Ideologie: "Wir haben einen gesetzlich festgeschriebenen Auftrag, Wissen zu vermitteln." Außerdem gehe es darum, bedrohte Arten zu schützen. Auch im Tiergarten gibt es Zuchtprogramme, im Rahmen derer Tiere anschließend ausgewildert würden.
Viele Zoos reagieren auf diese Weise auf anhaltende Kritik: Seit Jahrzehnten lautet ein Vorwurf von Tierschützern, dass viele Wildtiere nicht unter artgerechten Bedingungen gehalten würden. Gleichzeitig warnt Stettner davor, menschliche Emotionen ungefiltert auf Tiere zu übertragen. "Das geht schon unter Menschen schief", schmunzelt sie.
Löwe mit am häufigsten erwähnt
Dann kommt eine Alpensteinbock-Familie kommt aus ihrem Haus. Sie sind verwandt mit den Nubischen Steinböcken, die auch in Israel zu sehen sind und wiederum in der Bibel erwähnt werden. Von dort geht es weiter zu dem wohl majestätischsten Tier überhaupt, dem Löwen: In der Bibel gehört das Raubtier zu den am häufigsten erwähnten Tieren, sagt Stettner. Er steht für Mut, Stärke und Macht. Kaum zu glauben – denn an diesem sonnigen Tag liegen die zwei asiatischen Raubtiere nur faul in der Sonne. Fast so als würden sie wie in der biblischen Geschichte von Daniel in der Löwengrube niemandem was zuleide tun.
Die Bibel ist mit Tierbildern reichlich gespickt: von vom goldenen Kalb über den Wal, der Jona verschluckt hat, bis zu Ochs und Esel ander Krippe. Zu finden sind in den Erzählungen natürlich auch Exemplare, für die man nicht erst einen Zoo besuchen muss. Dazu zählt etwa die Taube, für die schon der britische Naturforscher Charles Darwin ein Faible hatte. Sie gilt als Friedenssymbol und kann kostenlos in jeder Stadt bestaunt werden.