Gesellschaft für bedrohte Völker zur IS-Vertreibung aus Kobane

Silberstreifen am Horizont

Nach monatelangen schweren Kämpfen ist die Terrormiliz "Islamischer Staat" aus Kobane vertrieben. Die Befreiung der Stadt wird Signalwirkung haben, davon ist Kamal Sido von der Gesellschaft für bedrohte Völker überzeugt.

Kobane feiert Sieg über IS (dpa)
Kobane feiert Sieg über IS / ( dpa )

"Es gibt Menschen in Syrien, im Irak, die sich dieser Terrorgruppe entgegen stellen", sagt Kamal Sido. Der syrisch-kurdische Historiker ist Nahost-Referent der Gesellschaft für bedrohte Völker. Er hofft, dass der Widerstand Signalwirkung habe, "dass die Kurdengebiete Nordsyriens nicht mehr Anziehungspunkt werden für die Dschihadisten aus der ganzen Welt".

Die kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) leisteten über Monate erbitterten Widerstand gegen die Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS). Unterstützt wurden sie dabei von Luftangriffen der USA und kurdischen Peschmerga-Kämpfern aus dem Irak.

Kobane ist weitgehend zerstört

"Die Menschen freuen sich, dass die Stadt vollständig befreit ist", berichtet Sido. Die syrische Stadt an Grenze zur Türkei sei allerdings weitgehend zerstört. "Die Versorgung der Menschen ist sehr sehr schlecht", erklärt Sido. Viele lebten noch in Zelten in Flüchtlingslagern. Der kurdische Historiker erhebt schwere Vorwürfe gegenüber der Türkei. Das Land lasse Hilfe für den Wiederaufbau in Kobane kaum zu.

Der türkische Präsident Erdogan müsse seine Politik gegenüber den Kurden in Syrien ändern, unterstreicht Sido. Die kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) stehen der kurdischen Arbeiterpartei PKK sehr nahe, die in der Türkei verboten ist. Experten gehen davon aus, dass PKK-Kämpfer die syrischen Kurden unterstützen. Bei aller Freude über den Erfolg über den IS dürfte die Türkei den kurdischen Sieg mit gemischten Gefühlen betrachten.

Insgesamt dürfte der Sieg in Kobane den Rufen der Kurden nach mehr Unabhängigkeit Auftrieb geben - und den Weg für eine politische Lösung des blutigen syrischen Bürgerkriegs noch erschweren.

Allen IS-Gegnern kann die Rückeroberung Kobanes Hoffnung machen. Die Kurden haben gezeigt, dass den Extremisten beizukommen ist, auch wenn diese fast 40 Selbstmordattentäter in die Schlacht schickten. Mit den richtigen Waffen, einer ordentlichen militärischen Organisation und Hilfe aus der Luft kann der IS geschlagen werden. Die Miliz hat ihren Ruf verloren, unbesiegbar zu sein - das ist die Botschaft von Kobane.


Quelle:
dpa , KNA , DR