Grünhelme-Gründer zum Angriff auf Kobane

"Konzentration auf Kobane zufällig"

Seit Mitte September greifen die Milizen der Terrorgruppe IS die Stadt Kobane an und versuchen die syrische Stadt einzunehmen. Rupert Neudeck, Gründer der Organisation Grünhelme, hält die detaillierte Berichterstattung über die Stadt für Zufall. Ein domradio.de-Interview.

Soldaten der kurdischen Peschmerga im Nordirak (dpa)
Soldaten der kurdischen Peschmerga im Nordirak / ( dpa )

domradio.de: Sie haben hier bei domradio.de deutsche Waffenlieferungen an die Peschmerga gefordert. Die Lieferungen wurden genehmigt und können jetzt eingesetzt werden. Ist das immer noch der richtige Weg Ihrer Meinung nach?

Grünhelme-Gründer Neudeck: Ganz sicher. Ich weiß allerdings nicht, ob die Waffen angekommen sind. Wir haben gestern erfahren, dass diese Gruppe der Ausbilder, von der ich annahm, dass sie schon vor zwei Monaten in Kurdistan angekommen sind, doch eventuell länger für die Anreise braucht. Daran sehen Sie den Unterschied zwischen uns und den Peschmergas. Ihr Name bedeute auf Deutsch: "Die den Tod nicht scheuen".

Das sind Menschen, die versuchen, für ihre Nation, die Kurden, die das tragische Schicksal erlitten haben in fünf verschiedenen Staaten in der Region zu leben, zu kämpfen. Und diese Menschen sind dabei einen guten Eindruck zu machen. Sie waren die einzige Soldatenformation, die den "Islamischen Staat" wenigstens in seine Schranken verweisen konnte.

domradio.de: Wie wichtig ist die Stadt Kobane für die weiteren Kämpfe?

Neudeck: Das ist Zufall, dass wir jetzt mit Kobane soviel zu tun haben. Darin drückt sich das Entsetzen von uns allen aus, dass wir nicht wissen, wie wir mit dieser Verbrecherbande "Islamischer Staat" umgehen sollen.

IS ist jetzt auch in anderen Städten. In Al-Rakka hatte IS ihr Hauptquartier und zur Überraschung aller Syrer hat das Regime von Assad dieses Hauptquartier nicht bombardiert, obwohl es das könnte. Aber da wir da keine Beobachter haben und keine Berichterstattung, bekommen wir das in anderen Städten nicht so mit. In Kobane war die Berichterstattung deshalb leichter, weil Beobachter auf den Hügeln der umliegenden türkischen Grenze in den Ort hineinschauen können. Das ist eher zufällig gewesen.

Das Gespräch führte Tobias Fricke.


Quelle:
DR