Gesellschaft Katholischer Publizisten begeht Jubiläum

Starke Stimme des katholischen Journalismus

Im Jahr 1948 als Schulterschluss der katholischen Publizisten gegründet, setzt sich die GKP für Werte, Pressefreiheit und journalistische Qualität ein und findet damit Gehör. Der Journalist Christoph Strack blickt zurück und voraus.

Papst Franziskus mit Journalisten im Flugzeug (Archiv) / © Paul Haring (KNA)
Papst Franziskus mit Journalisten im Flugzeug (Archiv) / © Paul Haring ( KNA )

DOMRADIO.DE: Gegründet wurde der Verband 1948 als Schulterschluss der verbleibenden katholischen Publizisten nach dem Zweiten Weltkrieg. Was war denn die Veranlassung dazu?

Christoph Strack / © Christoph Strack (privat)
Christoph Strack / © Christoph Strack ( privat )

Christoph Strack (stellv. Leiter des Hauptstadtbüros Deutsche Welle, Berlin / Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Katholische Publizisten, GKP): Der äußere Rahmen war letztlich der Mainzer Katholikentag 1948, bei dem sich die Kräfte wieder zusammenfanden. Wenn man auf die sehr schwierige Zeit des Nationalsozialismus schaut, gab es auch viele Medien, die eingestellt wurden, die gelitten haben.

Es gab ja durchaus auch Märtyrer. Weniger in der deutschen medialen Landschaft, aber zum Beispiel für die Niederländer ist es ein ganz großer Anlass, das Leid ihres wichtigsten journalistischen publizistischen Vertreters, der von den Nationalsozialisten ermordet wurde.

Aber in Deutschland gab es viele Journalisten, die Berufsverbot hatten. Der erste Vorsitzende, Jesuitenpater Dr. Jansen Cron, war jemand, der Berufsverbot hatte, der aus dem Bund Neudeutschland kam. Er konnte aus dem Elsass heraus nach Deutschland wirken.

Sie haben sich seit 1948 zusammengefunden und damals darauf hin gedacht, dass man einen Zusammenschluss von Journalistinnen und Journalisten – damals hieß es immer nur Publizisten – gründen wollte, der nicht nur auf kirchliche Medien und nicht nur auf säkulare Medien guckt, sondern der alle Berufsbereiche und alle Erscheinungsweisen vereinen sollte. Und das ist die GKP.

Es brauchte dann auch etwas Zeit, weil das ja vor der Gründung der Bundesrepublik war, bis man das zunächst regional und dann bundesweit in der Bundesrepublik gründen konnte. Aber der Katholikentag 1948 war der Anstoß.

Christoph Strack

"Es geht grundlegend darum, Werte zu verteidigen und auch für Werte einzutreten, Werte zu verkörpern, einzutreten für Frieden, Freiheit, Menschenwürde, Menschenrechte."

DOMRADIO.DE: Was ist denn jetzt an dem katholischen Publizisten oder Journalisten anders als an einem nicht katholischen?

Strack: Im Grunde muss gar nicht und sollte gar nicht so viel anders sein. Ein Journalist hat eine bestimmte Verantwortung. Er sollte eine bestimmte Haltung verkörpern. Bei uns in der Satzung, der Präambel, steht drin, es geht grundlegend darum, Werte zu verteidigen und auch für Werte einzutreten, Werte zu verkörpern, einzutreten für Frieden, Freiheit, Menschenwürde, Menschenrechte. Das ist sicher eine Verankerung.

Ich selbst bin oft überrascht, wie sehr Mitglieder der GKP tatsächlich in ihren Gemeinden aktiv sind. Ich bin selber in Berlin jetzt nicht in einer Gemeinde aktiv. Ich achte darauf, dass ich sechs oder acht Gemeinden immer mal wieder besuche, um so unterschiedliche Stimmungen mitzubekommen. Aber es gibt viele, die wirklich sehr engagiert sind.

Aber publizistisch, journalistisch sollten es einfach nur gute Journalisten sein, die kritisch und nicht verletzend journalistisch aktiv sind, journalistisch tätig sind, die diese Haltungen verkörpern und die – das ist heute vielleicht wichtiger als vor 75 Jahren – Grundwissen haben und das Grundwissen auch kollegial weitergeben oder teilen können.

Denn man merkt heute im säkularen Bereich, dass Basiswissen einfach nicht mehr da ist. Auch das ist ein Faktor. Die Kollegen und Kolleginnen, die in Pressestellen tätig sind, die aber auch im säkularen Bereich tätig sind, wissen das, dass es da Nachholbedarf gibt und dass man da mit konstruktiver Kritik bzw. mit der Bereitschaft zum Teilen einfach weiterhelfen kann.

Papst Franziskus spricht mit mitreisenden Journalisten auf dem Flug nach Ungarn am 28. April 2023 / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus spricht mit mitreisenden Journalisten auf dem Flug nach Ungarn am 28. April 2023 / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

DOMRADIO.DE: Nach 75 Jahren ist die Bedeutung der katholischen Kirche in unserer Gesellschaft relativ weit abgesunken. Wie kann man da als katholischer Verband in publizistischen und medienpolitischen Fragen in unserer Gesellschaft überhaupt noch Stellung beziehen?

Strack: Nicht jede Stellungnahme, die die GKP abgibt, wird in gleicher Weise gehört oder berücksichtigt. Wir äußern uns ja auch nicht alle drei Wochen. Aber wir äußern uns einige Male im Jahr, auch zu bestimmten kirchlichen Anlässen, wenn der Papst sich äußert, zum Mediensonntag, zum Namenstag des Franz von Sales äußern wir uns doch regelmäßig.

Die GKP äußert sich, und sie äußert sich durchaus so, dass wir zum Beispiel auch mit den anderen Verbänden gemeinsam Stellung beziehen, mit dem Deutschen Journalistenverband gelegentlich und damit auch mittransportiert werden. Dass Sie mich interviewen, ist auch ein Zeichen dafür, dass wir gefragt werden.

Die GKP ist aber darüber hinaus auch jemand, der sich im Alltag äußert. Ich mache das an mir fest: Mein Arbeitgeber ist die Deutsche Welle, das ist der deutsche Auslandsrundfunk. Das ist ein relativ säkulares Haus. Die haben sich am Anfang gewundert. Da kommt jemand, der von Kirche und von katholischer Kirche, von Religion Ahnung hat, und einige wissen längst: Ich bin noch da bei dieser GKP aktiv. Die fragen mich ganz neugierig und die fragen das konstruktiv.  Das ist im Grunde eine Weitergabe im Alltag, die funktioniert und wichtig ist. Die GKP äußert sich, wenn es wichtig ist, auch durch die Gestalt ihres Vorsitzenden oder durch den Vorstand. Aber wir äußern uns auch jeder für sich, wie es im Petrusbrief heißt, man soll Rede und Antwort stehen. Das tun wir auch.

DOMRADIO.DE: Wie nehmen Sie die Medienarbeit der katholischen Kirche generell, aber auch insbesondere in Deutschland wahr?

Christoph Strack

"Ich finde, dass die katholische Kirche in Deutschland durchaus Rede und Antwort steht. Sicherlich nicht immer genug."

Strack: Man kann gerne schnell viel kritisieren, das könnten wir beide sicher auch tun. Aber ich finde, dass die katholische Kirche in Deutschland durchaus Rede und Antwort steht. Sicherlich nicht immer genug. Während der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals während der letzten elf, zwölf Jahre merkte man ja auch, wo Defizite sind und dass einfach auch manchmal Sprechunfähigkeit da ist. Das mag alles sein.

Aber ich finde es zum einen wichtig, dass es an sich flächendeckend in der katholischen Kirche in Deutschland noch Kirchenzeitungen gibt. Ich sage das in dieser Banalität zum einen, weil ich als Schüler vor 55 oder 60 Jahren Kirchenzeitung ausgetragen habe – es war ein Nachmittag in der Woche – und ich weiß, dass es damals ältere Menschen gab, denen das extrem wichtig ist. Ich weiß, dass das heute auch noch wichtig ist.

Ich betone auch deshalb, weil es innerhalb der evangelischen Kirche in Deutschland längst nicht mehr in jeder Landeskirche überhaupt diese Struktur gibt, weil da viel mehr weggebrochen ist als bei uns auf katholischer Seite. Deswegen ist dieser Aspekt der Kirchenzeitungen, die ja eine ganz bestimmte Funktion haben und heute bestimmt auch anders aussehen müssen als vor 20 oder 40 Jahren, ganz wichtig.

Dazu gehört für mich auch so etwas wie das DOMRADIO oder von mir aus auch Radio Horeb, was es da alles so gibt. Aber das DOMRADIO wird ja in Berlin genauso gehört wie in Fulda, wird genauso gehört zum Teil in Jerusalem, in Bayern bei meinem Bruder. Es wird genauso gehört im Erzbistum Köln und darüber hinaus noch in Nordrhein-Westfalen. Jedenfalls muss man diese weiteren Wege gehen.

Ich selber habe immer das Gefühl, dass die evangelische Kirche im Bereich der YouTuber und der Podcaster weiter ist als die katholische Seite. Da gibt es bei uns auf katholischer Seite auch einiges, aber meines Erachtens ist die evangelische Seite da einfach schon mutiger oder versucht einfach mehr.

Christoph Strack

"So sehr sie auch in den letzten zehn bis 20 Jahren personell angewachsen sind, funktioniert in der Mehrzahl der Diözesen die Arbeit der Kommunikationseinrichtungen so, wie sie halt funktionieren sollte."

Die Arbeit in Pressestellen, den Kommunikationseinrichtungen ist so wie Pressestellen sind. Es ist sicher so, um jetzt wieder die Aufgabe des Journalisten oder der Journalistinnen zu nennen, dass ich nicht nur die Pressestelle frage, sondern vielleicht auch immer noch andere beteiligte Seiten, seien es seelsorgerliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Gemeinden, seien es auch die Vertreter von Betroffenenorganisationen beim Thema Missbrauch, seien es städtische Träger oder auch kritische Gruppen. So sehr sie auch in den letzten zehn bis 20 Jahren personell angewachsen sind, funktioniert in der Mehrzahl der Diözesen die Arbeit der Kommunikationseinrichtungen so, wie sie halt funktionieren sollte. 

DOMRADIO.DE: Ab Donnerstag ist die GKP-Jahrestagung in Köln. U.a. der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, aber auch die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Irme Stetter-Karp, aber auch Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausland werden nach Köln kommen. Was ist denn Ihre persönliche Erwartung an die Kölner Tagung?

Gesellschaft Katholischer Publizisten (GKP)

Die Gesellschaft Katholischer Publizisten (GKP) ist ein Zusammenschluss von aktuell rund 520 Medienschaffenden. Sie versteht sich als Netzwerk von Katholikinnen und Katholiken, die in allen Bereichen weltlicher und kirchlicher Medien arbeiten.

Der Verband wurde 1948 gegründet als eine Art Schulterschluss der verbleibenden katholischen Publizisten nach dem Zweiten Weltkrieg.
Auf christlicher Grundlage will er zur Meinungsbildung in der Öffentlichkeit beitragen.

Die Bedeutung von professionellem Journalismus ist hoch / © Frank Molter (dpa)
Die Bedeutung von professionellem Journalismus ist hoch / © Frank Molter ( dpa )

Strack: Zum einen ist Köln der Gründungsort der GKP. Ich habe zwar eben vom Mainzer Katholikentag gesprochen, aber bis alles juristisch in trockenen Tüchern war, bis man sagen konnte, man errichtet irgendwo eine Geschäftsstelle, das war damals Köln. Deswegen ist Köln für uns noch einmal ein besonderer Ort. Wir kommen gerne nach Köln zurück. Es gab mehrere Jahrestagungen in 75 Jahren, die in Köln waren.

Einen Abend im Kölner Dom zu sein, ist für mich ein Wunsch, den ich sicher seit Jahrzehnten habe. Und darauf freue ich mich besonders. Darüber hinaus ist es tatsächlich so, dass man als Journalist im kirchlichen Milieu doch öfter mal den Vorsitzenden der Bischofskonferenz hört oder Frau Stetter-Karp.

Ich habe schon eine besondere Erwartung darauf, was wir zu hören bekommen von den Journalisten-Vertretern, die aus dem Ausland kommen. Wir haben eine wichtige AFP-Kollegin aus Paris. Wir haben einen irischen Kollegen, der im Grunde das wichtigste Buch zum Niedergang der katholischen Kirche in Irland geschrieben hat. Wir haben einen niederländischen Kollegen, der als Vatikanist in Rom seit vielen Jahren dabei ist.

Wie die auf Deutschland gucken, ob die den Synodalen Weg nur kritisch sehen oder sagen: Ihr wart so etwas wie die Front- oder Vorkämpfer. Vielleicht habt ihr nicht alles so gemacht, wie Rom es sich gewünscht hat. Aber es sind doch die Themen, die andernorts auch diskutiert werden. Das sind Kollegen, die lange dabei sind. Da darf man gespannt drauf sein, was tatsächlich da von dieser Seite kommt.

Darüber hinaus – das mag jetzt so nach Vereinsmeierei klingen –, da kommen Leute, die zum Teil seit über 50 Jahren in der GKP dabei sind. Diese Jahrestreffen, die ja auch zweimal während der Corona-Pandemie ausgefallen sind, sind schon auch große Familientreffen. Wir sind gut 100 Teilnehmende und es wird etwas sein, was sicher einfach auch den Rahmen zum besonderen Austausch bietet.

DOMRADIO.DE: Der GKP-Vorsitzende Joachim Frank hat sich zum 100-jährigen Bestehens des Verbandes, in 25 Jahren, als Schlagzeile gewünscht: "Geistliche Beirätin in der GKP wird erste deutsche Bischöfin" – Was ist denn Ihre Wunsch-Schlagzeile in 25 Jahren?

Strack: Dass die Gesellschaft so präsent und stark bleibt, wie sie heute ist. Wir haben so viele Mitglieder wie nie seit Gründung, und es ist tatsächlich einer der wenigen Verbände innerhalb der katholischen Landschaft in Deutschland, der tatsächlich noch so ein bisschen zulegt. Da würde ich mir wünschen, dass es 1.000 Mitglieder sind statt 550.

Ich finde den Faktor einer geistlichen Beirätin ja nicht revolutionär. Es gibt eine Reihe von Organisationen, die geistliche Beirätinnen haben. Aber ich fände es schon auch schön, wenn im Vorstand die Hälfte weiblich ist, der Vorsitzende mal wieder eine Frau ist. Das hatten wir schon öfter. Und ich finde auch den Gedanken schön, dass es möglich ist, als Bischof eine Frau zu sein.

Aber lange Zeit konnte man ja sagen, man wird als Laie auch Kardinal. Das ist im Kirchenrecht seit gut 100 Jahren erst einmal so geregelt, dass es derzeit nicht möglich ist. Aber das ist keine dogmatische Frage und ich könnte mir gut vorstellen, dass ein GKP-Mitglied Kardinälin sein könnte. Das wäre vermutlich mit weniger dogmatischen Hürden verbunden.

Das Interview führte Jan Hendrik Stens.

Quelle:
DR