Viele seien in wirtschaftlichen Schwierigkeiten, aber schämten sich, das zu zeigen, sagte er beim Mittagsgebet am Sonntag auf dem Petersplatz. Das Kirchenoberhaupt lud die Gläubigen zu Gesten konkreter Solidarität ein: "Geht ihr und sucht, wo es Hilfsbedarf gibt, wo Jesus in Not ist", sagte Franziskus.
Der Papst bezog sich damit auf die Botschaft des Sonntagsevangeliums, nach dem Christus als Weltenrichter jeden Menschen danach beurteilt, was er für die Ärmsten getan hat. "Wir werden nach der Liebe gerichtet", sagte Franziskus. Was zähle, sei "Mitleid, das sich in Nähe und fürsorglicher Hilfe ausdrückt".
Erinnerung an italienisches Erdbeben 1980
Papst Franziskus hat beim Mittagsgebet auch an das Erdbeben in der süditalienischen Region Irpinia vor 40 Jahren erinnert. Die Wunden seien noch immer nicht verheilt, sagte er. Zugleich habe das Ereignis die Großzügigkeit und Solidarität der Italiener sichtbar gemacht. Franziskus verwies auf seitdem bestehende Städtepartnerschaften zwischen betroffenen Orten in Kampanien und der Basilikata und Gemeinden in Zentral- und Norditalien.
Das Erdbeben von Irpinia am 23. November 1980 erschütterte weite Teile Süditaliens. Mindestens 2.500 Menschen verloren ihr Leben, Hunderttausende wurden obdachlos. Westdeutschland war damals der zweitgrößte ausländische Geber von Hilfszahlungen nach den USA. In den 1990er Jahren wurden schwere Korruptionsvorwürfe laut. Demnach floss ein Großteil der für den Wiederaufbau bestimmten Mittel in private Taschen, an die Camorra und als Bestechungsgelder an Politiker.