Gesundheitsminister Laumann über Probleme bei Organspende

Angehörige sind oft überfordert

Seit Jahren werden zu wenige Organe gespendet. Der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann macht vor allem eine mangelhafte Aufklärung der Bevölkerung dafür verantwortlich. Laumann äußerte sich am Dienstag im Landtag dazu.

Ausfüllen eines Organspendeausweises / © Julia Steinbrecht (KNA)
Ausfüllen eines Organspendeausweises / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Eine "fehlende frühzeitige Auseinandersetzung" mit dem Thema führe häufig zu einer "Überforderung" von Angehörigen bei der Entscheidung über mögliche Organspenden im Falle des Hirntods eines Angehörigen, sagte Laumann am Dienstag dem Gesundheitsausschuss im Düsseldorfer Landtag. Deshalb würden Organspenden in der Regel abgelehnt, wenn der Verstorbene dies zuvor nicht ausdrücklich verfügt habe. Insbesondere bei Angehörigen muslimischer Patienten bestehe ein hoher Beratungsbedarf.

Laumann hatte in den vergangenen Monaten alle 19 Kliniken mit einer neurochirurgischen Abteilung in NRW besucht, um sich ein Bild über die Probleme bei der Organisation von Organspenden zu machen. Oftmals werde von den Angehörigen eine Absetzung der Therapie eingefordert, um im Falle einer Todesprognose dem Patienten weiteres Leiden zu ersparen, berichtete Laumann. Dies führe dazu, dass Geräte zur Aufrechterhaltung der Herz-Kreislauffunktionen abgestellt würden. Damit werde jedoch die zur Organentnahme notwendige Feststellung des Hirntods und eine Erörterung über die Möglichkeit einer Organspende mit den Angehörigen unmöglich.

Organspende soll in Krankenhäusern öfter angesprochen werden

In vielen Fällen scheiterten Organentnahmen auch daran, dass in Patientenverfügungen lebensverlängernde Maßnahmen ausgeschlossen würden. Damit sei auch die für eine Organspende notwendige Aufrechterhaltung der Vitalfunktionen nicht möglich, obwohl die Patienten dazu grundsätzlich bereit seien.

Der früherer Patientenbeauftragte der Bundesregierung plädierte dafür, in standardisierten Patientenverfügungen eine Zustimmung zu intensivmedizinischen Maßnahmen zur Bestimmung des Hirntods aufzunehmen. So werde gewährleistet, dass Organspenden nicht von vornherein medizinisch-technisch ausgeschlossen würden, obwohl der Patient seine Bereitschaft dazu bekunde. Zudem verlangte der Minister, die Organspende regelmäßig bei den Arzt-Visiten im Krankenhaus zu thematisieren.

Nordrhein-Westfalen hat die wenigsten Spender

Die Zahl der Organspenden in Deutschland war 2018 erstmals seit 2010 wieder merklich gestiegen. Bundesweit haben im vergangenen Jahr 955 Menschen nach ihrem Tod ihre Organe gespendet, teilte die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) mit. Das entspricht 11,5 Spendern pro einer Million Einwohner. Im Vergleich zum Vorjahr (797 Spender) bedeutet das eine Steigerung von knapp 20 Prozent. 2012 hatte es letztmals mehr Organspenden gegeben - nämlich 1.046.

Im bundesweiten Vergleich landet Nordrhein-Westfalen bei der Organspende auf dem letzten Platz. 2018 stieg hier die Zahl der Organspender zwar um 17 auf 163. Es spendeten aber nur 9,1 Menschen pro eine Million Einwohner. Die höchsten Spenderquoten verzeichnet die DSO mit 16,8 in der Region Ost und 16,3 in der Region Nord-Ost.

 


Quelle:
KNA