Gewaltsame Landkonflikte in Brasilien nehmen zu

Neuer Rekord

Gewaltsame Konflikte um Land, Wasser und Arbeit in Brasilien haben laut einer aktuellen Studie weiter zugenommen. Der am Montag veröffentlichte Jahresbericht der Landpastoral der katholischen Kirche zählt 2.203 Fälle für 2023.

Symbolbild Abholzung des Regenwaldes / © marcio isensee (shutterstock)
Symbolbild Abholzung des Regenwaldes / © marcio isensee ( shutterstock )

Das ist ein neuer Höchstwert seit Beginn der Erhebungen 1985. Es ist außerdem das erste Jahr der neuen Regierung von Präsident Lula da Silva. Im Jahr 2022 lag die Zahl bei 2.050; der bisherige Rekord wurde 2020 mit 2.130 Fällen verzeichnet.

Regenwald in Brasilien (dpa)
Regenwald in Brasilien / ( dpa )

Im abgelaufenen Jahr waren den Angaben zufolge rund 950.000 Personen betroffen. Die Gesamtgröße der umstrittenen Gebiete belief sich auf mehr als 59 Millionen Hektar. Die Landpastoral der katholischen Kirche (CPT) registrierte dabei 31 Tötungsdelikte infolge von Konflikten um die Landnutzung; darunter 14 Morde an Indigenen.

Großer Einfluss der Agrar-Lobby im Parlament

Als Hauptverantwortliche für die Gewalt nennt der CPT-Report Großgrundbesitzer, Geschäftsleute, Landräuber, aber auch Regierungsstellen. Die Regierungen mehrerer Bundesstaaten, darunter Goias, Bahia und Mato Grosso do Sul, seien mit brutaler Repression gegen Landbesetzungen, Agrarreform-Bestrebungen und indigene Gebiete vorgegangen. Der große Einfluss der Agrar-Lobby im Parlament sorge zudem dafür, dass die Rechte betroffener Ureinwohner weiter beschnitten würden.

Die neue Lula-Regierung habe sich dem Dialog mit sozialen Bewegungen zwar stärker geöffnet; dennoch gebe es bislang keine nennenswerten Fortschritte, so das Fazit des Berichts.

Kirche in Brasilien

Mit geschätzt rund 125 Millionen Katholiken (nach offiziellen Taufzahlen des Vatikan 171 Millionen) ist Brasilien das größte katholisch geprägte Land der Welt. Angesichts enormer sozialer Gegensätze ist das Engagement der Kirche für Arme und Entrechtete weithin anerkannt; Brasilien ist einer der Ausgangspunkte der sogenannten Theologie der Befreiung. Zugleich macht der katholischen Kirche eine wachsende Zahl protestantischer und evangelikaler Kirchen und Sekten ihre Rolle streitig.

Mann in Brasilien im Gebet / © Leo Correa (dpa)
Mann in Brasilien im Gebet / © Leo Correa ( dpa )
Quelle:
KNA