Ein Vorstoß der Wirtschaft für mehr verkaufsoffene Sonntage in Berlin stößt bei Gewerkschaften auf deutliche Ablehnung. Die Angriffe auf den Sonntagsschutz seien "verfassungsrechtlich problematisch, sozialpolitisch falsch und wirtschaftlich unsinnig", sagte die Vorsitzende des DGB Berlin-Brandenburg, Katja Karger, am Montag. "Was die Beschäftigten im Handel brauchen, sind anständige Bezahlung und planbare Freizeit."
Die derzeitige Regelung mit vier verkaufsoffenen Sonntagen orientiere sich an einer gesicherten Rechtsprechung zur Sonntagsöffnung, so Karger. "Angesichts des Verfassungsrangs, den die Sonntagsruhe genießt, ist ein solcher Vorstoß vermessen." Der Sonntag sei zudem der einzige Tag, der Beschäftigten planungssicher für die Zeit mit Freunden oder Familie bleibe. Dies trage auch zur Gesundheit der Beschäftigten bei. Zudem werde durch Sonntagsöffnungen der Umsatz des Einzelhandels nicht gesteigert, sondern lediglich innerhalb der Woche verlagert.
Unternehmen kritisieren Senat
Die Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg hatte zuvor kritisiert, dass der Berliner Senat für 2025 nur vier von acht gesetzlich möglichen verkaufsoffenen Sonntagen festsetze. Es sei unverständlich, dass sich die bei Touristen beliebte Hauptstadt "im europäischen Vergleich bei der Frage der Sonntagsöffnungen buchstäblich verschlossen zeigt". Andere Länder gewährten weitgehende Freiheiten bei den Sonntagsöffnungen bei gleichzeitig klaren Vorgaben für den Schutz der Beschäftigten. Die Unternehmen gehen - anders als die Gewerkschaften - davon aus, dass Sonntagsöffnungen erheblich zur Umsatzsteigerung beitragen.