US-Kirchen zwischen Vorsicht und Ungeduld bei Corona-Lockerungen

Gläubige als "Bürger zweiter Klasse"?

Die USA sind schwer vom Coronavirus getroffen. Jeder Bundesstaat geht mit der Verschärfung und Lockerung der Maßnahmen anders um – auch, was Gottesdienste angeht. Doch auch die US-Kirchen sind sich im Umgang mit der Krise nicht einig. 

Jesusstatue mit US-Flagge / © Bradley Birkholz (KNA)
Jesusstatue mit US-Flagge / © Bradley Birkholz ( KNA )

Mehr als die Hälfte der 50 US-Bundesstaaten hat Beschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie gelockert, doch viele Kirchen bleiben vorsichtig bei der Planung von gemeinschaftlichen Gottesdiensten. Zugleich mehren sich Zivilklagen gegen Verbote von Ansammlungen ab einer bestimmten Größe, die derzeit viele traditionelle Gottesdienste verhindern.

Im Bundesstaat Minnesota warfen mehrere Kirchen dem demokratischen Gouverneur Tim Walz vor, er behandele Gläubige wie "Bürger zweiter Klasse". Viele Geschäfte in Minnesota dürften bei einer Beschränkung der Kundenzahl auf 50 Prozent öffnen. Zu Gottesdiensten dürften jedoch nur maximal zehn Menschen kommen.

In Kalifornien zog eine evangelikal geprägte Pastorenkoalition vor Gericht. Der Staat solle kirchliches Leben als essentiell anerkennen und genehmigen. Man wolle an Pfingsten wieder richtige Gottesdienste feiern. Ein Richter lehnte die Klage ab. In New York City hat der dort amtierende Bischof der Evangelischen Lutherischen Kirche in Amerika beschlossen, zumindest bis zum 1. Juli mit Gottesdiensten zu warten.

Genaue Vorschrift in katholischen Diözesen

Römisch-katholische Diözesen haben derweil genaue Vorschriften entwickelt. Während der Messfeier müssten alle Mundschutz tragen, heißt es in der Erzdiözese Baltimore in Maryland. Die Diözese Baton Rouge in Louisiana hat Abstandsgebote erlassen in der Erwartung, dass alle Pfarreien ab dem 23. Mai wieder gemeinschaftliche Gottesdienste feiern.

Im Bundesstaat Georgia hatte der republikanische Gouverneur Brian Kemp bereits am 20. April grünes Licht für Lockerungen gegeben. Manche Gemeinden versammelten sich am darauffolgenden Sonntag, auch der Catoosa Baptist Tabernacle in dem Ort Ringgold. Er stellte wegen mehrerer Coronavirus-Infektionen in der Gemeinde gemeinschaftliche Gottesdienste inzwischen wieder ein.

Patient 0 war Pastor

Kirchen können Virusverbreiter sein. In der Hauptstadt Washington war Anfang März der erste bekannte Covid-19-Patient der Pastor einer anglikanischen Kirche. Ein Covid-19-Ausbruch in Georgia geht nach Regierungsangaben offenbar auf zwei Bestattungen im Februar zurück.

In den USA liegt die Zahl der bestätigten Coronavirus-Infektionen laut der Webseite der Universität Johns Hopkins in Baltimore bei mehr als 1,5 Millionen. Seit Beginn der Pandemie im März sind mehr als 90.000 Menschen an Covid-19 gestorben.


Quelle:
epd