Der einmalige Glasmalereibestand des Naumburger Doms wird restauriert. Die Glaskunst des Bauwerkes umfasst unter anderen Meisterwerke aus dem 13., 14. und 15. Jahrhundert und Ergänzungen aus dem 19. Jahrhundert, wie die Vereinigten Domstifter am Donnerstag in Naumburg mitteilten. Gravierende Schäden im historischen Bestand machten nun mehrjährige Konservierungsarbeiten notwendig. Vor allem schädliche Umweltbedingungen hätten dem Glas und seinen Oberflächen in den vergangenen 130 Jahren zugesetzt, hieß es.
Für 2017 bis 2019 sei die Finanzierung sichergestellt, erklärten die Vereinigten Domstifter. Zunächst werden die Glasfenster des Westchores instandgesetzt. Sobald die finanziellen Mittel zur Verfügung stehen, sollen die Arbeiten an den Fenstern des Ostchores fortgesetzt werden. Seit Dezember widmen sich vier Restauratorinnen und Projektleiter Ivo Rauch dem Vorhaben in einer temporär neben dem Dom eingerichteten Glasrestaurierungswerkstatt. Das Team der Werkstatt setzt sich aus Absolventinnen aller europäischer Hochschulen zusammen, die Glasrestaurierung als Studienfach anbieten: York, Erfurt und Antwerpen.
Restaurierungen in den 1940ern und 1960ern
Zu den Aufgaben gehört auch Grundlagenforschung zu Materialien und bisherigen Restaurierungsarbeiten. Obwohl bereits in den 1940er und 1960er Jahren Restaurierungen stattfanden, gehe der Verfall von Glas und Bemalung immer weiter voran, hieß es. Filigrane Malschichten lösten sich teilweise ab, einzelne Gläser seien rissig. Zudem hätten Kleber und Kunststoffe bei früheren Arbeiten zu Veränderungen am Glasbestand geführt. Hinzu kommen starke Verschmutzungen.
Die Kosten für das gesamte Projekt belaufen sich den Angaben zufolge auf 1,2 Millionen Euro. Insgesamt werden fünf Fenster mit einer Höhe von 11,50 Metern und einer Breite von 2,60 Meter restauriert. Die fünf Fenster bestehen aus insgesamt 267 Glasfeldern, die jeweils mit einem Messingrahmen eingefasst sind. Ein Glasfeld wiegt zwischen fünf und zwölf Kilogramm.
Baukunst der späten Romanik und der frühen Gotik
Der Naumburger Dom "St. Peter und Paul" zählt zu den bedeutenden deutschen Kathedralbauten des Hochmittelalters. Er gilt als ein Beispiel für die Baukunst der späten Romanik und der frühen Gotik.
Die Verglasung des Westchores wurde zeitgleich mit den weltberühmten Stifterfiguren des Naumburger Meisters in der Zeit bis 1250 geschaffen. Diese Glasmalereien gehören zu den herausragenden Werken gotischer Glaskunst in Europa und bewegen sich auf dem künstlerischen Niveau der Glasfenster in der Kathedrale von Chartres oder in der Sainte-Chapelle in Paris. Zudem hat auch der international erfolgreiche Leipziger Künstler Neo Rauch zeitgenössische Glasfensterkunst im Naumburger Dom geschaffen.