Die Ortschaft soll wie bereits andere Dörfer in der Umgebung des Braunkohletagebaus durch den Energiekonzern RWE weichen. "Ihr habt den weiten Weg gemacht und ihr habt gezeigt, wir sind unterwegs mit unserem Glauben", sagte Marie Theres-Jung vom Diözesanrat der Katholiken im Bistum Aachen, an die Pilger gewandt.
"Glaube muss politisch bleiben"
"Glaube muss politisch bleiben"Glaube muss politisch bleiben und wir müssen uns einsetzen für unsere Umwelt und versuchen, das zu retten, was überhaupt noch zu retten ist."
Klima- und Umweltschutz seien Aufgaben, die Christen anvertraut seien, sagte die evangelische Pfarrerin Johanna Leschinski von der Kirchengemeinde Wickrathberg, zu der auch Keyenberg zählt. Umzug und Neubau von ganzen Orten seien "ein Lebensthema für die Betroffenen. Das ist mit ganz vielen Emotionen verbunden." Theres-Jung und Leschinski kritisierten, dass die Kirche in Keyenberg für die Umweltschützer geschlossen blieb.
Die Aktivisten trugen anschließend ein großes, gelbes Kreuz, das ab Gorleben den Zug anführte, in den Nachbarort Lützerath. Auch er liegt direkt an Garzweiler II und soll wegen des Tagebaus umgesiedelt werden.
In Gorleben gestartet
Die erste der 26 Etappen war am 4. Juli am niedersächsischen Atommülllagerstandort Gorleben gestartet. In der Nähe von Hamm geriet die Gruppe in eine Polizeikontrolle, bei der Beamte laut Aussagen der Umweltschützer eine Mit-Pilgerin verletzten. Die Polizei erklärte, die Frau habe einem anderen Aktivisten zur Flucht verhelfen wollen, als die Beamten dessen Personalien aufnehmen wollten.
Zudem stufte die Polizei den Pilgerzug als politische und nicht als religiöse Veranstaltung ein, die hätte angemeldet werden müssen.
Ausschlaggebend war nach Darstellung der Umweltschützer ein Transparent mit der Aufschrift "Diese Wirtschaft tötet" - ein Zitat von Papst Franziskus. In Keyenberg trugen die Pilger das Plakat erneut vor sich her.
Weitere Stationen waren die Zentrale des Energiekonzerns RWE in Essen und der Sitz der nordrhein-westfälischen Landesregierung in Düsseldorf. Die Aktion soll an einen Kreuzweg aus dem Jahr 1988 erinnern. Damals trugen Atomkraftgegner ein Kreuz vom ostbayerischen Wackersdorf, in dem Aktivisten gegen eine Wiederaufarbeitungsanlage protestierten, bis nach Gorleben.