Die bei dem Kreuzweg mitgeführten Transparente hätten einen rein "religiösen Schöpfungscharakter", sagte Mitorganisatorin Ina Friedrich am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Herne. Deshalb sei es laut Versammlungsgesetz auch nicht nötig, für den Kreuzweg einen Versammlungsleiter zu benennen. Am Dienstag stand eine Etappe von Herne nach Essen auf dem Programm, die Friedrich zufolge am Abend mit einem Gottesdienst vor dem dortigen RWE-Gebäude enden sollte.
Der von kirchlichen und Umweltinitiativen organisierte rund 500 Kilometer lange Kreuzweg war am 4. Juli am verhinderten Atommüllendlager im niedersächsischen Gorleben gestartet und soll bis zum 1. August nach Erkelenz-Lützerath am Braunkohletagebau Garzweiler II führen. Am vergangenen Freitag war es zu einem Polizeieinsatz in Hamm gekommen, weil die Polizei den Pilgerweg wegen einiger der gezeigten Transparente als politische Veranstaltung gewertet und gestoppt hatte. Ein 26-Jähriger kam dabei vorübergehend in Gewahrsam.
Die Polizei ermittelt wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und Gefangenenbefreiung. Mittlerweile sei der junge Mann wieder zu der Gruppe gestoßen und wandere weiter mit, sagte Friedrich. Auch eine Rentnerin von den "Christians for Future Aachen", die bei dem Einsatz zu Boden gestoßen und am Kopf verletzt wurde, sei wieder mit der Gruppe unterwegs.
Polizei ist gegen Pilger vorgegangen
Die Organisatoren des Kreuzwegs kritisierten am Wochenende, die Polizei sei "mit völlig unangemessener Härte" gegen die etwa 20 Pilger vorgegangen. Unter anderem seien Polizisten mit gezogenem Schlagstock auf die Teilnehmer zugegangen, andere hätten Pfeffersprayer auf sie gerichtet.
Der Vorfall habe für großes mediales Interesse an dem Kreuzweg gesorgt, erklärte Friedrich. Gleichwohl bleibe man bei der ursprünglich geplanten Route und verzichte auf eine zwischenzeitlich angekündigte Kundgebung vor dem Landtag in Düsseldorf. Man wolle in der Sache "Druck vom Kessel nehmen", betonte sie.
Präses Latzel fordert Klärung
Der rheinische Präses Thorsten Latzel hatte nach dem Vorfall mit der Polizei NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) um eine Klärung gebeten. Der Minister sagte dies zu. Die Polizei kündigte eine interne Nachbereitung des Einsatzes an. Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) solidarisierte sich mit den Teilnehmern des Kreuzweges und forderte, dass die Aktion nicht erneut von der Polizei behindert werde.
Laut der Evangelischen Kirche im Rheinland hat der "Kreuzweg für die Schöpfung" eine mehr als 30-jährige Tradition. Christinnen und Christen setzten sich aus ihrem Glauben heraus für die Bewahrung der Schöpfung ein.