Die Sozialarbeiterin, die im Kongo gemeinsam mit Bürgerkriegsopfern Schutzmasken näht. Die Ordensfrau, die in Brasilien ausgehungerten Fischerfamilien im Lockdown Lebensmittel vorbeibringt. Die "Schwester-Ärztin", die in Indien auch arme Alte medizinisch versorgt. Die Caritas-Mitarbeiter, die sich in Rumänien um arbeitslose Tagelöhner kümmern: Vier Kontinente, vier Beispiele dafür, wie die katholische Kirche den Menschen in der Pandemie zur Seite steht.
Ohne Kirchensteuereinnahmen auf Hilfe angewiesen
Weil die Ortskirchen aber ohne Kirchensteuern auskommen müssen, sind sie jetzt dringend auf finanzielle Hilfen angewiesen, sagt Johannes Seibel von missio. Für die Konferenz Weltkirche koordiniert er die Aktionen rund um den "Sonntag der Solidarität und des Gebets mit den Leidtragenden." Denn am 6. September rufen die deutschen Bischöfe, die Ordensoberen und die weltkirchlichen Hilfswerke gemeinsam zur "großherzigen Spende" für Menschen auf, die schon vor der Corona-Krise unter oft prekären Bedingungen gelebt haben und jetzt vor dem Aus stehen.
Während Corona manchen Bürgern in Deutschland vielleicht "nur" die Urlaubspläne durchkreuzt hat, zerstörte das Virus in Afrika, Asien, Lateinamerika, Ozeanien und Osteuropa ganze Existenzen. "Für die Kirchen dort bedeutet Corona, dass sie in ihren Hilfsmöglichkeiten eingeschränkt sind; für die Menschen, dass sie Hunger leiden, ihre Arbeit verlieren, keine gesundheitliche Versorgung bekommen", so Seibel.
Der Impuls für die Corona-Kollekte, erzählt der missio-Mann weiter, sei schon im Frühjahr 2020 entstanden. Als Deutschland und seine Nachbarn in Europa gerade gegen die erste Pandemie-Welle kämpften, kamen sofort Solidaritätsbekundungen aus aller Welt. "Wir sind euch im Gebet verbunden", schrieben Partner aus Ländern, die das Virus damals noch gar nicht erreicht hatte.
Für die Solidarität etwas zurückgeben
Seibel spricht von einer "neuen Erfahrung": "Weil wir ja oft denken, die Hilfe für die Kirche auf den anderen Kontinenten ist eine Einbahnstraße. Nach dem Motto 'Die haben Bedürfnisse und wir helfen ihnen.'" Corona habe gezeigt, dass das längst nicht mehr stimme. Und etwas von der weltweiten Solidarität, die sie selbst erlebt haben, wollen die deutschen Katholiken jetzt zurückgeben.
Tatsächlich dürfte die Corona-Krise die traditionelle Fasten-Kollekte von Misereor genauso empfindlich getroffen haben wie die Pfingst-Kollekte von Renovabis; Angebote zum Online-Spenden, da ist sich Seibel sicher, können nicht ausgleichen, was wegen ausgefallener und eingeschränkter Gottesdienste weniger in die Klingelbeutel gewandert ist. Auch deshalb nehmen die katholischen Hilfswerke jetzt also gemeinsam mit den Bischöfen und Ordensleuten einen neuen Anlauf zum Spenden-Sammeln.
Globalisierung des Guten
Denn natürlich braucht es eine Menge Geld, um die weltkirchliche Arbeit für die Opfer der Corona-Pandemie zu sichern, in Afrika genauso wie in Asien, Lateinamerika, Ozeanien oder Osteuropa. Aber neben dem Finanziellen, betont der missio-Experte, bleibt es ebenso wichtig, weiter voneinander zu wissen und zu lernen.
Besonders schade findet er deshalb, dass in diesem Jahr die Besuche von Aktionsgästen aus den Partnerländern rund um die Hauptkollekten der einzelnen Hilfswerke ausfallen mussten – und damit auch die vielen potenziellen persönlichen Begegnungen. Im Moment werden digitale Möglichkeiten entwickelt, wie Menschen auf anderen Kontinenten Leute hier treffen können - auch das kein Ersatz, aber immerhin eine Übergangslösung.
Corona zeige eindrucksvoll, sagt Seibel, wie sehr wir längst vernetzt und verwoben sind mit Menschen überall auf der Welt. Er spricht von einer "Globalisierung der Verantwortung". "Das ist auch ein Zeichen, das diese Kollekte setzen soll: die Globalisierung des Guten. Die Globalisierung der Weltkirche bedeutet eben auch, dass wir füreinander Verantwortung übernehmen."