DOMRADIO.DE: Der Imad-Dom hat großes Jubiläum, in diesem Jahr wird er 950 Jahre alt. Einem Dom kann man keine Geburtstagstorte schenken – höchstens den Menschen drum herum, da sind Glocken schon passender. Aber wie sind Sie in Paderborn auf die Idee gekommen, dass noch Glocken hinzukommen sollten, dass die bisherigen nicht ausreichen?
Theo Halekotte (Glockensachverständiger im Erzbistum Paderborn): Ob die Glocken ausreichen, ist immer so eine Ansichtssache.
Die Idee ist vor 15 Jahren entstanden. Da hatten wir in Paderborn ein Glocken-Konzert. Die ganze Stadt war voller Leute und zum Schluss haben alle Glocken der Innenstadt geläutet. Wir sind durch die Stadt gegangen und haben uns gedacht, wir könnten uns da auch einen ordentlichen Bass zu vorstellen und noch eine Klang-Krone. Das war der Anfang davon. Als es dann auf das Domweihe-Jubiläum zuging, ist es konkreter geworden.
DOMRADIO.DE: Wie haben Sie die neuen Glocken denn finanziert?
Halekotte: Die Glocken sind ausschließlich durch Spenden finanziert worden. Und zwar ist das das Finanzierungssystem, was auch für jede andere Kirche im Erzbistum gilt. Das war eine bewusste Entscheidung.
Man hätte ja auch sagen können: Das geht auch aus Haushaltsmitteln oder aus Mitteln des Bistums. Aber das Domkapitel hat sich ganz bewusst dazu entschieden: Wir finanzieren die Glocken genau wie jede andere Kirche. Das Geld ist dann gesammelt worden.
DOMRADIO.DE: Die eine Glocke wiegt eine Tonne, also 1.000 Kilo, die andere sogar 13,5 Tonnen. Ging das so ohne Probleme, sie in dem vorhandenen Glockenturm zu befestigen?
Halekotte: Das Praktische war dafür, dass 1951 ein riesiger Stahl-Glocken-Stuhl eingebaut worden ist, der eigentlich damals schon für viel schwerere Glocken gedacht war. Das heißt der Stahl-Glocken-Stuhl kann dieses Geläut schon tragen und muss nur umgebaut werden. Die Glocken mussten anders verteilt werden.
DOMRADIO.DE: In den Glockenturm mussten die Glocken aber auch erst einmal gelangen…
Halekotte: Die Glocken in den Turm zu kriegen, das war schon eine große Aktion. Es gibt eine alte Montageöffnung. Diese gibt es bereits seit 1220. Damit ist sie so alt wie der Turm selber.
Aber damals hatte man noch nicht so große Glocken. Bei den neueren Glocken musste die Öffnung immer wieder erweitert werden. So war es jetzt auch. Durch den Bau am Turm hatten wir ein Gerüst am Turm und dann wurde eine Plattform mit dem Autokran ziemlich spektakulär gebaut, darüber wurden die Glocken befördert und mit einem Schlitten aus Stahl in das Innere gezogen.
DOMRADIO.DE: Die Glocken sind jetzt oben und jede Glocke erklingt auf einen bestimmten Ton und sie werden auch jedes Mal benannt oder wie ist das bei Ihren Neulingen?
Halekotte: Ja, die haben natürlich einen bestimmten Ton, aber sie haben auch einen Namen - etwa von Heiligen. In Paderborn ist das Besondere, dass alle Stahl-Glocken von 1951 eine Friedens-Thematik haben. Das war damals was ganz Ungewöhnliches, dass man ein komplettes Geläut hat, wo sechs Friedens-Glocken hängen. Das haben wir jetzt fortgeführt.
Die große Glocke hat den Namen "Jesus Christus unser Friede" und die kleine Glocke "Maria Trösterin der Betrübten". Aber in der Inschrift und in der Thematik geht es immer auch um Frieden.
DOMRADIO.DE: Die beiden wurden jetzt in den vergangenen Monaten im Domturm befestigt und auch gestimmt. Was ändert sich denn jetzt an dem Klang in der Stadt? Passen alle neuen Glocken zu denen, die rund um den Dom zu hören sind?
Halekotte: Die Glocken in Paderborn waren immer schon - jedenfalls ein großer Teil - relativ gut aufeinander abgestimmt. Die neuen Glocken passen sich genau in die vorhandene Geläute-Landschaft ein. Der Dom ist hinterher praktisch so ein Bass-Fundament; wir haben auch gesagt ein Klangteppich unter sämtlichen Innenstadtglocken.
Das Interview führte Katharina Geiger.