Göring-Eckardt fordert ungeschönte Aufarbeitung der Corona-Pandemie

"Ohne weitere Spaltung"

Rund 187.000 Menschen sind in Deutschland an und mit Corona gestorben. Die Rufe nach einer Aufarbeitung der Pandemie-Politik werden zum fünften Jahrestag des Corona-Ausbruchs in Deutschland lauter. Wie soll das aber geschehen?

Katrin Göring-Eckardt / © Michael Kappeler (dpa)

Das ist stark umstritten. Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt hat eine schonungslose Analyse der damaligen Pandemie-Politik gefordert. "Wir brauchen eine ungeschönte Aufarbeitung, ohne weitere Spaltung herbeizureden", sagte die Grünen-Politikerin dem "stern" (Dienstag). "Wir sollten einen Bürgerrat mit der Aufarbeitung der Corona-Pandemie und der Vorbereitung für einen nächsten pandemischen Notfall beauftragen."

Für die Opfer der Pandemie will die Grünen-Politikerin einen zentralen Gedenkort schaffen. Dies solle "ein Ort des Innehaltens, des Gedenkens, von Trauer und Hoffnung" sein. Göring-Eckardt übte in diesem Zusammenhang auch Selbstkritik. "Wir wussten damals noch nicht, wie wir mit dem Virus umgehen sollten und mussten dennoch handeln. Dabei sind Fehler passiert", sagte sie. "Vor allem Kinder haben die Maßnahmen hart getroffen. Ihnen fehlt unwiederbringlich ein Teil ihrer Kindheit."

Steinmeier will selbst aktiv werden

Zuvor hatte bereits Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine Aufarbeitung der Corona-Politik nach der Bundestagswahl gefordert. "Wenn eine neue Regierung und ein neuer Bundestag sich dieser Aufgabe tatsächlich nicht widmen sollten, werde ich das tun", sagte das Staatsoberhaupt dem Magazin. Er würde dann eine eigene Kommission ins Leben rufen. "Aufarbeitung würde die Chance schaffen, Menschen zurückzugewinnen, die ihr Vertrauen in die Demokratie verloren haben oder zumindest daran zweifeln", sagte Steinmeier.

Regierung und Opposition hatten sich in den vergangenen Monaten nicht auf eine institutionelle Aufarbeitung der Pandemie und ihrer Folgen einigen können. Auch innerhalb der Ampel-Koalition herrschte Dissens. Diskutiert wurde über einen Untersuchungsausschuss, eine Enquête-Kommission, aber auch über Bürgerräte. Eine Entscheidung kam nicht zustande.

187.000 Corona-Todesfälle

Die ersten beiden Todesfälle in Zusammenhang mit dem neuartigen Coronavirus wurden in Deutschland am 9. März 2020 gemeldet. Laut Robert-Koch-Institut starben in Deutschland rund 187.000 Menschen an und mit Corona.