KNA: Sie gehören mit dem Bamberger Erzbischof Ludwig Schick und dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki der "Kontaktgruppe" von sechs Mitgliedern der beiden Bischofskonferenzen an. Inwieweit ist die Sorge um das deutsch-polnische Verhältnis in Ihren Beziehungen zum Nachbarbistum auf der anderen Seite der Grenze spürbar?
Ipolt: Im Augenblick ist es noch kein Thema. Ich bin auch ganz froh, dass es so ist. Wir haben vor allem eine praktische Zusammenarbeit etwa auf der Ebene der Pfarreien. Da merken wir Gott sei Dank nichts von diesem getrübten Verhältnis. Diesen Hintergrundton spüren wir manchmal in den Medien und haben das auch bei unserem letzten Treffen in der deutsch-polnischen Kontaktgruppe der beiden Bischofskonferenzen angesprochen.
KNA: Zuerst haben sich die polnischen Bischöfe der Kontaktgruppe zu Wort gemeldet und vor Stimmungsmache gewarnt, anschließend auch Erzbischof Schick für die deutsche Seite. Wie denken Sie darüber?
Ipolt: Ich bin sehr dankbar dafür. Das zeigt, dass die polnischen Bischöfe mit ihrem Brief auf Distanz gehen zu Forderungen der derzeitigen Regierung nach Reparationszahlungen. 72 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wirkt das befremdlich und anachronistisch. Die Initiative der Bischöfe tut der katholischen Kirche in Polen gut. Sie macht deutlich, dass man das kostbare Gut der gewachsenen Versöhnung nicht aufs Spiel setzen darf
KNA: Welche Rolle kann die Kirche bei der Lösung solcher Konflikte spielen?
Ipolt: Die Kirche kann nur mittelbar auf politische Entwicklungen Einfluss nehmen, in dem sie das Gewissen schärft und an Grundsätze erinnert, die aus der christlichen Botschaft stammen. Die Politiker müssen ihre Verantwortung schon selbst wahrnehmen und dafür gerade stehen. Die Kirche ist keine politische Partei, aber sie möchte soweit wie möglich helfen, dass Menschen im Geist des Evangeliums mit Konflikten umgehen und zueinander finden anstatt gegeneinander aufgebracht werden.
Das Interview führte Gregor Krumpholz.