DOMRADIO.DE: Wie bekommt man religiöse Inhalte spielerisch vermittelt? Was muss dafür passieren? Mit all diesen Fragen hat sich ein Projekt des Diözesan-Caritas Verbandes für das Erzbistum Köln beschäftigt. Eineinhalb Jahre lang wurde sieben Kita-Teams die Gelegenheit geboten, Strategien zu überlegen und einzuüben. Wie muss man sich das jetzt ganz konkret vorstellen? Wie kann man den lieben Gott denn in die Kita-Gruppe spielerisch integrieren?
Pfarrer Michael Hoßdorf (Pfarrgemeinde St. Gereon und Dionysius in Monheim, hat als pastoraler Ansprechpartner für die Familienzentren das Projekt begleitet): Ich glaube, wichtig ist erst einmal, dass Gott immer schon da ist. Ein Beispiel: In einer Kita, wo ich früher einmal eingesetzt war, kamen Kinder auf mich zu, die eine tote Libelle in der Hand hatten. Sie sagten: "Die ist tot". Plötzlich beschäftigt man sich mit dem Tod und dem, was dann ist. An ganz vielen Punkten in unserem Leben tauchen religiöse und auch Glaubens-Themen auf. Ich glaube, das muss man nur aufnehmen und sich dafür sensibilisieren, dass diese Themen präsent sind. Das ist das Wichtige.
DOMRADIO.DE: Wie wird das dann im Alltag eingebunden? Passiert das spielerisch oder mit dem Erzählen von Geschichten? Oder wie kann man sich das vorstellen?
Hoßdorf: Dieses Projekt, das wir mit dem Caritas-Verband gemacht haben, war erst einmal für die Erzieherinnen und Erzieher gedacht. Wir wollten damit sensibilisieren, dass diese Sachen immer wieder aufkommen. Man kann mit Kindern philosophieren. Das ist etwas Wunderschönes und etwas, was die meisten im Alltag verloren haben. Ein Kind kommt mit einer Frage und bekommt eine direkte Antwort.
Bei Glaubensfragen der Kinder kann man aber auch zurückfragen. Wenn etwa ein Kind fragt: "Wie sieht Gott aus?" Dann kann man zurückgeben: "Was stellst Du Dir denn vor? Wie sieht Gott aus?" Wir haben mit den Erzieherinnen und Erziehern überlegt: Wie können wir zum Beispiel auch Raum schaffen, dass solche Fragen kommen? Da ist natürlich auch die Heilige Schrift eine gute Grundlage. Da gibt es wunderschöne Geschichten, wo Kinder einfach wach werden und dann ihre Fragen stellen. Wir sind wieder an die Bibel rangegangen. Das war ein wichtiger Schritt.
DOMRADIO.DE: Was haben die Kita-Mitarbeiter erzählt? Wie haben sie das vorher gemacht oder kam das vorher im Kita-Alltag gar nicht vor?
Hoßdorf: Wir müssen hier, glaube ich, auch ein bisschen aufpassen. Wenn wir als katholische Kitas einstellen, sollen das auch katholische Christen sein. Aber nicht jeder katholische Christ ist praktizierend. Das ist auch bei unseren Erzieherinnen und Erziehern an vielen Stellen so. Sie stehen mit ihrem Glauben erst einmal alleine da. Daher ist es wichtig, da auf der Arbeit einen Raum zu schaffen, an dem auch über religiöse Themen gesprochen werden kann - auch in Dienstgesprächen. Das verändert das Klima. Dadurch kommt Offenheit rein.
Da bin ich auch in das Team mit reingegangen. Wir haben auch mal darüber geredet, welches Gottesbild jeder hat. Also: Wie stellst Du Dir Gott vor? Was ein sehr schöner Nebeneffekt war: Das Team ist über diese anderthalb Jahre des Projektes sehr eng zusammengewachsen.
DOMRADIO.DE: Es sind nicht immer alle Kinder in katholischen Kitas aus einem katholischen Elternhaus. Manche sind konfessionslos oder aus einer muslimischen Familie. Wie wird sowas dann geregelt?
Hoßdorf: In der Kita, in der ich gearbeitet habe, haben wir ganz klar gesagt: "Wir sind katholisch." Wenn Menschen ihre Kinder angemeldet haben, haben wir auch deutlich gemacht, dass das bei uns ein ganz selbstverständlicher Stellenwert ist und dazu gehört. Das wurde dann auch entsprechend bejaht.
Gerade muslimische Kinder sind manchmal diejenigen, die am interessiertesten mitmachen. Denn sie kennen das mit einer Schrift bereits von Zuhause. Bei ihnen ist das halt der Koran. Sie haben oftmals ganz helle und wache Gedanken gehabt, wenn Sie die biblischen Geschichten von uns gehört haben. Sie haben wirklich treffende Dinge wiedergeben oder hinterfragen können. Es war hochinteressant.
DOMRADIO.DE: Sieben Teams haben bei dieser ersten Maßnahme mitgemacht. Wie soll es denn weitergehen?
Hoßdorf: Ich bin jetzt seit Oktober in Monheim am Rhein. Ich bin auch hier wieder als pastoraler Ansprechpartner für die Familienzentren zuständig. Ich habe schon mit dem ersten Familienzentrum viel darüber gesprochen. Da ist ganz klar: Wir möchten weitermachen. Wir wollen in eine Bewegung reinkommen, dass auch die Erzieher wahrnehmen, dass religiöse Themen für uns alle relevant sind und nicht nur für Fachkollegen.
Dem Caritasverband kann ich nur ins Buch reinschreiben: "Schaut, dass Ihr an diesem Ding dran bleibt und bietet das ganz viel an." Ich glaube, das ist unendlich wertvoll. Der Erzbischof hat es in seinen Hirtenbriefen immer wieder erwähnt, dass unsere Kindergärten und Familienzentren kleine Kirchorte sind. Dann müssen wir auch da reininvestieren. Ich habe immer so ein bisschen schmunzelnd gesagt: "Das sind meine best besuchtesten Kapellen." Ich habe hier gegenüber die Einrichtung Sankt Gereon. Jeden Morgen gehen da 120 Leute rein und leben ihren Tag zusammen. So viel habe ich nicht jeden Tag in anderen Kirchen.
Das Interview führte Michelle Olion.