Die Pandemie habe "viele Selbstverständlichkeiten und das normale Leben radikal verändert", heißt es in einer gemeinsamen Pfingstbotschaft des katholischen Essener Bischofs Franz-Josef Overbeck und des Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Christoph Pistorius. Trotz aller Sorgen sähen aber viele Menschen, was sie tun können: "Bei anderen Menschen zu sein, in ihren Nöten zu helfen und das Gemeinwohl im Blick zu haben."
Pfingsten ist nach den Worten der Geistlichen das Fest, dass die Christen trotz aller Spaltungen verbinde. "Gottes Geist eint und bindet uns Christen alle miteinander, gerade auch da, wo wir in unterschiedlichen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften zu Hause sind", so Overbeck.
"Ungeist der Entsolidarisierung"
Der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst rief dazu auf, "den Geist der Liebe gegen den Ungeist der Entsolidarisierung" zu stellen. Trotz bedrückender Erfahrungen in den Zeiten der Pandemie greife neuer Ungeist um sich. Menschen gingen auf die Straße, weil sie sich ihrer Grundrechte beraubt sähen. Sie stellten ihr Bedürfnis nach Freiheiten über den Schutz der besonders Schwachen. Das sei nicht nur unsolidarisch, "sondern geradezu egoistisch und im höchsten Maße verletzend".
Zugleich sei vielerorts ein pfingstlicher Geist spürbar. Nach Corona werde sich die Welt verändert haben, so der Bischof. Doch schon jetzt gebe es Hoffnungszeichen: beispielsweise Schüler, die freie Zeit nutzten, um für Ältere einzukaufen, und Menschen, die über Telefon oder Soziale Netzwerke miteinander Kontakt hielten.
Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr erklärte, auch die von Abstands- und Hygieneregeln geprägten Gottesdienste hätten etwas Positives. "Corona-Gottesdienste sind nicht feierlich", räumte er ein. "Es ist aber auch eine ganz neue Erfahrung, dass Sorgen, die unsere Gesellschaft und die Menschen bewegen, nicht in den Fürbitten zur Sprache kommen, sondern den ganzen Gottesdienst prägen."
"Er gibt die Kraft"
Neymeyr wandte sich zudem gegen den Vorwurf, es sei unsolidarisch, wenn Gottesdienste erlaubt würden und dies für kulturelle Veranstaltung nicht der Fall sei. Er betonte, dass Religionsfreiheit wie auch Meinungs- und Versammlungsfreiheit Verfassungsgüter seien, "die nur soweit beschnitten werden dürfen, wie es unbedingt nötig ist". So hätten katholische Christen einen kirchenrechtlichen Anspruch auf Empfang der Sakramente. "Deswegen kann auch unter den Bedingungen der Infektionsschutzmaßnahmen nicht darauf verzichtet werden."
Nach Worten des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, erinnert in Corona-Zeiten der Geist des Pfingstfestes an die Gegenwart Gottes in der Welt: "Er gibt die Kraft, alte Bahnen zu verlassen und Neues zu wagen." Auch die Kirche schöpfe aus dem Pfingstgeist Erneuerung. Sie ändere sich, wage Neues und vertraue auf die Kreativität ihrer Mitglieder.