DOMRADIO.DE: Das Marienfeld war damals nur eine Notlösung, für Sie aber vermutlich eine ganz angenehme Lösung, oder?
Msgr. Achim Brennecke (Kreisdechant Rhein-Erft-Kreis): Das war damals eine spannende Geschichte, als wir darüber diskutierten, wo der Weltjugendtag stattfindet. Daher war ich auch glücklich, dass es bei uns im Rhein-Erft-Kreis war. Die politisch Verantwortlichen und Kardinal Meisner haben das hingekriegt. Es war für mich ein sehr, sehr schönes Erlebnis.
DOMRADIO.DE: Über eine Million Jugendliche waren im Sommer 2005 zu Gast in Köln und Umgebung. 1,2 Millionen Menschen sollen am Abschlussgottesdienst auf dem Marienfeld gewesen sein. Es war eine großartige Stimmung, der größte Gottesdienst auf deutschem Boden. Denken Sie manchmal wehmütig an diese Zeit zurück?
Brennecke: Ich denke immer gerne an diese Zeit zurück. Aber ich denke, so ähnlich wie damals, als Jesus mit seinen Jüngern unterwegs war, gingen sie auf einen Berg, wo Jesus verklärt wurde. Das war das Erlebnis, was die Jünger mitgebracht haben. Dann kam die Wolke und es ging wieder runter und man hätte es vergessen können, wenn nicht die Leute gesagt hätten: "Wir haben das erlebt".
Und so würde ich das auch sagen. Es war ein Erlebnis. Man kann es nicht wiederholen. Aber ich lebe daraus. Das ist für mich irgendwie ein großes Erlebnis meines Lebens.
DOMRADIO.DE: Bei der Vigil am Vortag waren viele Pilgerinnen und Pilger dabei, die aber trotz der Masse still sein konnten. Das hat mich sehr fasziniert. Was hat Sie berührt?
Brennecke: Mich hat es auch berührt, dass es möglich ist, in so einer großen Masse irgendwie zur Stille zu kommen und konzentriert zu sein. Das ist ein Wunder, würde ich sagen. Das kann man nicht immer wiederholen. Ich bin auch von dem Theologen Johann Baptist Metz geprägt. Der sprach immer von der kreativen Erinnerung.
Eine Erinnerung ist natürlich manchmal Schall und Rauch und verloren, aber sie kann kreativ sein. Und das habe ich für mich erlebt. Dieses Erlebnis kann ich nicht wiederholen, aber ich kann daraus zehren und irgendwie auch davon sprechen und alle, die mich kennen, wissen lassen.
DOMRADIO.DE: Was ist inzwischen aus dem Areal Marienfeld geworden?
Brennecke: Das ist jetzt ein landwirtschaftlich geprägter Raum, ein Naturschutzgebiet. Es ist ein ruhiger Raum, weil da offiziell keine Straße vorbeiführt. Man muss zu Fuß oder mit dem Fahrrad hin. Der Hügel ist erhalten geblieben. Ich würde sagen, schön. Er ist von vielen Seiten sichtbar.
Um da Gottesdienst zu feiern, braucht man den ein bisschen erhobenen Hügel. So wie in den Kirchen der Altarraum mit Stufen erhöht ist, ist es auch da gewesen. Viele Menschen gehen da hin, auch die, die sich vielleicht gar nicht so religiös finden. Aber irgendwo finden sie etwas in dem Raum wieder, indem sie die Stille entdecken.
Hier und da gibt es Gebetskreise, die das machen. Es gibt Meditation. Einmal im Jahr lade ich Mitte August zu einem Gottesdienst ein, der nicht einfach nur daran erinnert, sondern der es wieder aufleben lässt: "Jesus Christ, you are my life".
DOMRADIO.DE: Freitagabend um 18:30 Uhr laden Sie zu einem Gottesdienst mit Weihbischof Ansgar Puff auf das Marienfeld ein. Inwiefern wird der Gottesdienst besonders gestaltet?
Brennecke: Wir haben einen Kreis von jugendbewegten Chören. Es sind keine Jugendchöre, weil sie auch alle älter geworden sind. Aber die Vincent's Friends, die in Oberaußem tätig sind und leben und genauso auch der San Francesco Chor von Bedburg bzeziehungsweise Vertreter aus diesen Chören werden unter Leitung von Dr. Udo Rose dann diese Lieder singen: "Venimus adorare eum" oder auch "Jesus Christ, you are my life" und weitere jugendbewegte Lieder, die dann eine Atmosphäre erzeugen.
Wenn der Raum da oben schön gestaltet ist und viele Leute kommen und die Sonne langsam gen Westen untergeht, dann ist das ein Erlebnis, wo die Leute auftanken und sagen "Das war wieder schön". Dann geht man wieder zurück in den Alltag und sagt: "Hoffentlich sehen wir uns nächstes Jahr wieder".
Das Interview führte Tobias Fricke.