Spaniens Kirche per "Stufenplan" auf dem Weg zu neuer Normalität

Gottesdienste mit Restriktionen und Masken

Ab 11. Mai sollen in Spanien wieder öffentliche Gottesdienste stattfinden, allerdings mit Einschränkungen. Das ist der Beginn der Hinwendung zu einer neuen Normalität. Bis Juni liegt ein Stufenplan vor.

Autor/in:
Andreas Drouve
Die ersten Gottesdienste werden wieder öffentlich gefeiert / © Markus Linn (KNA)
Die ersten Gottesdienste werden wieder öffentlich gefeiert / © Markus Linn ( KNA )

Gläubige in Spanien blicken hoffnungsvoller in die Zukunft. Parallel zu dem von der Regierung vorgelegten Mehr-Phasen-Plan der Corona-Lockerungsmaßnahmen wird sich auch das Kirchenleben wieder entfalten. Doch gibt es auch Warnungen vor einer allzu raschen Wiederzulassung von Messfeiern.

Während öffentliche Messen in der "Vorbereitungsphase" ab 4. Mai ausgesetzt bleiben, dürfen sie in der "Initialphase" voraussichtlich ab 11. Mai wieder stattfinden. Dann ist der Zulauf auf 30 Prozent der Kapazität begrenzt. Ab etwa Ende Mai könnte es möglich sein, die Kapazität auf 50 Prozent zu steigern.

Schutzmaßnahmen bei den Gottesdiensten

Die Spanische Bischofskonferenz hat eine Reihe von Empfehlungen ausgesprochen, wie Gottesdienste wieder stattfinden können. So wird den Gläubigen angeraten, dabei Masken zu tragen. Menschen, die zu den Risikogruppen zählen, sollen vorläufig noch daheim bleiben.

Die Pfarrgemeinden sind dazu angehalten, am Ein- und Ausgang der Kirchen Desinfektionsspender aufzustellen. Helfer sollen zur Wahrung des Mindestabstands Platzzuweisungen auf den Bänken vornehmen. Die heilige Kommunion soll in Stille verteilt werden, ältere Geistliche sollten sie gar nicht austeilen.

Keine Chöre, kein Weihwasser

Bei der musikalischen Umrahmung gilt der Verzicht auf Chöre. Allenfalls einzelne Sänger oder Instrumentalisten könnten Lieder anstimmen. Die Kollekte soll nicht während des Gottesdienstes zur Gabenbereitung, sondern beim Verlassen der Kirche erfolgen.

Die Weihwasserbecken bleiben vorerst leer. Beichten sind nur in größeren Räumlichkeiten wie der Sakristei gestattet: unter Wahrung des Mindestabstands, aber auch der Privatsphäre. Und mit Masken.

Wichtige Einnahmequelle: Touristische Kirchenbesucher

Ende Mai ist als Neubeginn für Trauungen avisiert, gekoppelt an eine begrenzte, noch nicht näher bestimmte Zahl von Angehörigen und Freunden. Die Teilnehmerzahl soll sich in der "Fortgeschrittenen Phase" ab 8. Juni steigern.

Touristische Besuche in Kirchen und Kathedralen, für den Klerus in Spanien eine wichtige Einnahmequelle, sollen im Laufe des Juni wieder möglich sein. Dies hat aber eine begrenzte Logik. Denn bis 22. Juni sind von Regierungsseite Reisen über die Provinzgrenzen hinweg untersagt. Besucher von weiter außerhalb können also gar nicht
kommen. Und wie der internationale Fremdenverkehr in Zukunft aussieht, der zahlungswillige Besucher in Sakralbauten und Dommuseen bringt, ist vollkommen in der Schwebe.

Erzbischof von Valencia in seinem Hirtenbrief

Unterdessen wandte sich Kardinal Antonio Canizares Llovera gegen eine allzu rasche Wiederzulassung von Messfeiern. In einem aktuellen Hirtenbrief kritisierte er "orchestrierte Kampagnen" gegen Bischöfe, die Gottesdienstverbote weiter mittrügen. "Wir verhindern so mögliche Ansteckungen und eine weitere Ausbreitung des Virus", schrieb der
Erzbischof von Valencia.

Das entspreche dem Willen Gottes und sei "eine absolute Pflicht". Den Kampf gegen Corona verglich Canizares mit dem Engagement der Kirche gegen Abtreibung, Suizidbeihilfe, Krieg, Drogenabhängigkeit und andere Bedrohungen für das Leben.

Vernünftige Lösung

Kritikern dieses Kurses warf er vor, mit "anschuldigenden und fordernden Botschaften" einer vernünftigen Lösung im Weg zu stehen. Zwar könne er den Wunsch vieler Gläubiger nach einer raschen Wiederaufnahme der Messfeiern verstehen, so der Kardinal.

Doch sollte es bei Gottesdiensten zu neuen Infektionen kommen, würden Propagandisten dies sogleich missbrauchen, um "rücksichtslos" der Kirche die Schuld zu geben.


Archivbild: Kardinal Antonio Canizares Llovera im März 2013 / © Paul Haring (KNA)
Archivbild: Kardinal Antonio Canizares Llovera im März 2013 / © Paul Haring ( KNA )

Junge Chorsänger / © Ja Crispy (shutterstock)

Kollekte / © Harald Oppitz (KNA)
Kollekte / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA