Grabeskirche: Jerusalemer Gericht gegen koptische Forderung

Der Streit geht weiter

Im Streit um die Renovierung einer Kapelle an der Grabeskirche in Jerusalem ist die koptisch-orthodoxe Kirche teilweise vor Gericht gescheitert. Der Streit um Nutzungsrechte geht weiter.

Blick auf das Kerzenmeer in der Grabeskirche / © Tsafrir Abayov (dpa)
Blick auf das Kerzenmeer in der Grabeskirche / © Tsafrir Abayov ( dpa )

Es falle nicht in die Zuständigkeit des Gerichts, über die Kostenübernahme der Arbeiten zu entscheiden, urteilte das Jerusalemer Amtsgericht am Sonntag, wie das koptische ägyptische Nachrichtenportal "Watani" unter Berufung auf den koptischen Erzbischof von Jerusalem, Metropolit Anba Antonios, am Dienstagabend berichtete.

Ein guter Kompromiss?

Das koptisch-orthodoxe Patriarchat hatte sich nach Angaben seines Anwalts Mazen Kopti mit der Forderung an das Gericht gewandt, die israelischen Arbeiten in der Michaelskapelle zu stoppen. Das Gericht wies die Forderung der Kirche laut Bericht zurück, sprach den Kopten jedoch das Recht zu, einen von Israel lizenzierten Ingenieur mit der Beaufsichtigung der Arbeiten zu beauftragen.

Die Kirche beauftragte den palästinensischen Ingenieur Simon Couba mit der Aufgabe. Ferner sollen anders als zunächst von der Jerusalemer Stadtverwaltung geplant zwei statt vier beschädigte Stellen der Kapelle restauriert werden. Kopti bestätigte gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), dass beide Konfliktparteien sich darauf geeinigt haben, nur die sicherheitsrelevanten Arbeiten vorzunehmen. Anschließend soll die Kapelle wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Der Streit geht weiter

Erzbischof Anba Antonios erklärte laut "Watani", das Grundproblem sei noch nicht gelöst, das Gerichtsurteil kläre jedoch einige Aspekte.

Israel warf er vor, die Arbeiten auf den gesamten Kirchenraum ausdehnen zu wollen und damit "den äthiopischen Mönchen in die Hände zu spielen, die ihn gegenwärtig besetzen und von seinen rechtmäßigen koptischen Besitzern beschlagnahmen wollen". Dies sei mit dem jüngsten Urteil verhindert worden.

Worum streiten die Christen?

Vergangenen Mittwoch war es an der Jerusalemer Grabeskirche zu Zusammenstößen zwischen israelischen Sicherheitskräften und koptisch-orthodoxen Mönchen gekommen, bei denen unter anderem ein Mönch festgenommen wurde. Hintergrund ist der Streit um eine Kapelle des Deir al-Sultan-Klosters in Seitengebäuden der Grabeskirche.

Koptische und äthiopische Christen streiten um die Nutzungsrechte. Israel hatte die Restaurierung der Michaelskapelle durch Mitarbeiter der Antikenbehörde (IAA) angeordnet, nachdem sich im September 2017 ein Stein aus der Decke gelöst hatte. Das Gebäude ist seither aus Sicherheitsgründen von Israel gesperrt. 

Grabeskirche in Jerusalem

Grabeskirche in Jerusalem (epd)
Grabeskirche in Jerusalem / ( epd )

Die Grabeskirche  im christlichen Viertel in der Jerusalemer Altstadt wurde ursprünglich 325 nach Christus unter Helena, der Mutter des römischen Kaisers Konstantin, erbaut. Sie soll sich der Überlieferung nach an der Stelle befinden, wo Christus nach seinem Tod am Kreuz beerdigt wurde und wieder auferstand. 


 

Quelle:
KNA