DOMRADIO.DE: Wir hatten einen sehr regenarmen, trockenen Sommer. Das hat die Landwirte besonders betroffen. Die Weihnachtsbaumerzeuger auch?
Martin Rometsch (Geschäftsführer des Bundesverbandes der Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger): Weniger, was die erntefähigen Bäume betrifft. Das sind die acht-, neun-, zehnjährigen Nordmanntannen. Die Nordmanntanne kommt aus dem Kaukasus. Sie ist mit einer tiefwurzelnden Pfahlwurzel ausgestattet und kennt bereits aus diesen kontinentalen Klimagebieten Sommertrockenheiten. Das heißt, den Sommer 2018 in Deutschland haben die Ertragskulturen sehr gut überstanden.
DOMRADIO.DE: Das heißt, die Preise steigen bei den Weihnachtsbäumen nicht?
Rometsch: Die Preise bleiben weitestgehend stabil. Die Produzenten hatten einen Verlust in den Jungpflanzenkulturen. Da hatten wir Anlagen, die bis zu 100 Prozent vertrocknet sind, weil ein 20 Zentimeter hoher, dreijähriger Baum in einer Kultur natürlich nicht das Wurzelwerk hat, wie ein zehn Jahre alter Weihnachtsbaum. Diese Verluste verursachen höhere Kosten und können schon mal in die aktuellen Bäume eingepreist werden
DOMRADIO.DE: Bei Lebensmitteln gibt es den Trend zu regionalen Produkten. Gilt das denn auch für die Weihnachtsbäume?
Rometsch: Ganz stark. Wir erleben seit vielen Jahren, dass immer mehr Kunden an Ständen fragen, ob der Baum denn beispielsweise aus dem Schwarzwald oder aus dem Sauerland kommt. Die Wichtigkeit der Regionalität der Bäume für die Kunden hängt auch mit den Transportkosten und grundsätzlich mit der positiven Bilanz des Baumes zusammen.
DOMRADIO.DE: Nachhaltigkeit ist also auch ein Thema. Gibt es sonst nachhaltige Lösungen für Bäume, die eigentlich nur sehr kurz bei uns im Wohnzimmer stehen und danach weggeschmissen werden?
Rometsch: Eine zehnjährige Weihnachtsbaumkultur hat zwischen 5.000 und 6.000 Weihnachtsbäume pro Hektar. Da ist natürlich richtig Biomasse entstanden. Das bindet CO2. Und wenn dann wenig CO2 durch kurze Transportwege, durch Regionalität ausgegeben wird, dann hilft es der Nachhaltigkeit.
DOMRADIO.DE: Gibt es sonst noch Trends, die Sie rund um das Thema Weihnachtsbaum in dieser Saison ausmachen können?
Rometsch: Wir stellen seit zwei, drei Jahren fest, dass Verbraucher eher kleinere Baumformen von 1,50 bis 1,70 Meter Größe nachfragen. Ferner stellen wir fest, dass der Anspruch an die Makellosigkeit des Baumes wächst. Also, er soll schön sein, sattes Grün haben, einen graden Stamm haben und möglichst einen geraden Gipfel besitzen. Und pieken soll der Weihnachtsbaum möglichst auch nicht. Deswegen hat die Nordmanntanne auch einen Marktanteil von 80 Prozent.
Das Interview führte Tobias Fricke.