Große Sorge im Vatikan wegen Auswirkung von KI auf Kinder

Wie kann man Kinder schützen?

Wie sich die Online-Nutzung von Künstlicher Intelligenz auf Kinder auswirkt, ist Thema einer dreitägigen Konferenz von Experten im Vatikan. Die KI birge Gefahren. Dennoch gebe es auch Chancen, etwa im Bildungsbereich.

Ein Mädchen sitzt auf der Couch und schaut ein Tablet.  / © Annette Riedl (dpa)
Ein Mädchen sitzt auf der Couch und schaut ein Tablet. / © Annette Riedl ( (Link ist extern)dpa )

Im Zentrum stehen Gefahren durch sexuelle Ausbeutung sowie durch die Vortäuschung falscher Identitäten und Fakten, aber auch Chancen im Bildungsbereich. Veranstalter der bis Samstag dauernden Tagung ist die Päpstliche Akademie der Wissenschaften. Als Kooperationspartner wirken die in Schweden gegründete World Childhood Foundation und das Kinderschutz-Institut der Päpstlichen Universität Gregoriana mit.

Bei der Vorstellung der Konferenz sagte Akademie-Präsident Joachim von Braun am Donnerstag im Vatikan: "Wir sind zutiefst besorgt über die Auswirkungen von KI auf Kinder." Durch KI in Sozialen Netzwerken werde die Entwicklung des kindlichen Gehirns beeinflusst, es gebe bereits klare Erkenntnisse über Suchtgefahren und ein verändertes Sozialverhalten. Auch die sexuelle Ausbeutung im Netz und Verletzungen der Privatsphäre nähmen zu. Ferner gehörten Manipulationen des Konsumverhaltens zu den beobachteten Gefahren.

Tech-Konzerne suchen ethische Normen

Dennoch gebe es auch Chancen durch KI, etwa im Bildungsbereich. Über Gefahren und Chancen sollen bei der Konferenz im Vatikan sechs junge Menschen aus unterschiedlichen Ländern aus ihrer Sicht berichten, sagte von Braun. Ziel des Austauschs sei die Förderung eines ethisch verantwortbaren Umgangs mit KI. Der Bonner Wissenschaftler betonte, er wisse, dass auch die internationalen Tech-Konzerne aufmerksam verfolgten, wie der Vatikan über diese Themen diskutiere. Einige Konzerne hätten Ethik-Kommissionen, die sich mit diesem Thema intensiv auseinandersetzten.

Der Kinderschutzexperte der Gregoriana-Universität, Jesuitenpater Hans Zollner, betonte, dass die digitale Sphäre inzwischen der wichtigste Kommunikationsraum für Minderjährige sei. Wegen seiner weltweiten Ausrichtung habe der Vatikan eine besondere Rolle bei der Auseinandersetzung mit den Chancen und Gefahren von KI.

Zu wenige Gesetze bei Cyberkriminalität?

Sowohl von Braun als auch Zollner kritisierten, dass es in der EU noch zu wenige Gesetze zur Verfolgung von Cyber-Kriminalität gebe, denen Minderjährige zum Opfer fallen. Zollner berichtete, dass derzeit noch das in den USA basierte National Center for Missing and Exploited Children weltweit mit Abstand die meisten Fälle sexueller Ausbeutung von Kindern im Netz aufspüre. Allein im vergangenen Jahr seien es 29 Millionen Fälle gewesen. Auch die Justiz in Europa sei zur Strafverfolgung solcher Verbrechen auf die entsprechenden Hinweise aus Nordamerika angewiesen.

Was ist Künstliche Intelligenz?

Der Begriff Künstliche Intelligenz (KI) wurde vor mehr als 60 Jahren geprägt durch den US-Informatiker John McCarthy. Er stellte einen Antrag für ein Forschungsprojekt zu Maschinen, die Schach spielten, mathematische Probleme lösten und selbstständig lernten. Im Sommer 1956 stellte er seine Erkenntnisse anderen Wissenschaftlern vor. Der britische Mathematiker Alan Turing hatte sechs Jahre zuvor bereits den "Turing Test" entwickelt, der bestimmen kann, ob das Gegenüber ein Mensch ist oder eine Maschine, die sich als Mensch ausgibt.

Symbolbild Künstliche Intelligenz / © maxuser (shutterstock)