Europa gedenkt des Weltkriegsendes

Große Veranstaltungen in Belgien und Frankreich

Vier Jahre lang fanden in Europa immer wieder Veranstaltungen zum Ersten Weltkrieg statt. Besonders entlang der Front von damals wird nun zum 100. Jahrestag des Kriegsendes der Toten gedacht.

Autor/in:
Franziska Broich
100 Jahre Waffenstillstand Erster Weltkrieg / © Vadim Ghirda (dpa)
100 Jahre Waffenstillstand Erster Weltkrieg / © Vadim Ghirda ( dpa )

Vor 100 Jahren endete der Erste Weltkrieg. Überall in Europa finden an diesem Samstag und Sonntag (10./11. November) Gedenkveranstaltungen statt - von Politikern, Künstlern, Soldaten und Familien. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird an den Feiern in Paris teilnehmen. Auch in Belgien, wo vor 100 Jahren die Front verlief, finden einige große Veranstaltungen statt.

Merkel und Macron in Compiegne

70 Staats- und Regierungschefs nehmen am Sonntagvormittag an einer internationalen Zeremonie mit militärischen Ehren am Pariser Arc de Triomphe teil. Die Kanzlerin ist nicht nur dort dabei, sondern auch tags zuvor mit dem Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in Compiegne auf der Lichtung von Rethondes, wo eine zweisprachige Gedenkplatte enthüllt wird. Im Anschluss tragen sich Merkel und Macron im sogenannten Waffenstillstandswaggon ins Goldene Buch ein. Am Abend folgt in Paris ein Besuch des Musee d'Orsay.

Am Sonntagnachmittag eröffnet Macron in der Grande Halle de La Villette das dreitägige Pariser Friedensforum. Im Mittelpunkt soll eine Stärkung des Multilateralismus stehen - mit konkreten Initiativen.

Überall in Frankreich finden schon seit 2014 Gedenkveranstaltungen an den Ersten Weltkrieg statt. Auch für den 11. November 2018 sind Hunderte geplant. Einen Überblick gibt die Internetseite "Centenaire".

Trompetenbläser gedenkt der Toten

Die belgische Stadt Ypern war im Ersten Weltkrieg stark umkämpft. Unter anderem fanden dort die Erste, Zweite und Dritte Flandernschlacht statt. Deutsche Truppen versuchten mehrmals, die Stadt einzunehmen - die am Ende fast komplett zerstört war. Bei erbitterten Stellungskämpfen wurden Abertausende Soldaten getötet.

Ursprünglich hatten die Briten Ypern ganz als Ruinenstadt und Gedächtnisort belassen wollen. Mit dem Wiederaufbau wurde erst 1921 begonnen. Seit 1929 findet der sogenannte Last Post statt: Täglich um 20.00 Uhr erinnern Trompetenbläser mit einem Zapfenstreich unter dem Menen-Tor der Stadt an die Toten.

100 Jahre nach Kriegsende am 11. November gibt es nach Angaben des Touristenbüros der Stadt Ypern einen zusätzlichen "Last Post" am Vormittag um 11.00 Uhr. Am zweiten Zapfenstreich nimmt demnach auch der belgische König Philippe teil. Der Sender VRT überträgt live.

Auch Johannes Paul II. nahm am "Last Post" teil

In der Vergangenheit nahmen zahlreiche Prominente aus dem Ausland am "Last Post" teil, etwa Papst Johannes Paul II., die britische Königin Elizabeth II. oder Bundeskanzlerin Merkel. Im Juli 2015 fand der "Last Post" zum 30.000. Mal statt; lediglich während der deutschen Besatzung 1940 bis 1944 fiel er aus.

Das Menen-Tor, das sich über eine der Hauptverkehrsachsen der Stadt erhebt, wurde am 24. Juli 1927 als britische Gedenkstätte für die in Flandern gefallenen Soldaten eingeweiht, die keine Grabstätte hatten. Rund 55.000 Namen finden sich auf dem Denkmal.

Am Morgen des 11. November sind in Ypern zudem Gedenkgottesdienste für die verstorbenen Soldaten in der Sankt George's Memorial-Kirche und in der früheren Bischofskirche Sankt Martin geplant. Auch ein Gedenkzug mit Musikkapellen und Militäreinheiten findet statt.

Überall in Europa wollen Künstler wollen am Samstag (10. November) um 16.00 Uhr zum Gedenken an den Ersten Weltkrieg von Balkonen die "Europäische Republik" ausrufen. Ihre Forderung: ein Ende der Nationalstaaten sowie eine grundlegende demokratische Reform der EU. Hinter dem Projekt steht die deutsche Politikwissenschaftlerin Ulrike Guerot. Unterstützt wird es unter anderem von der österreichischen Schriftstellerin Elfriede Jelinek, dem Schweizer Regisseur Milo Rau und dem österreichischen Schriftsteller Robert Menasse. Nach Veranstalterangaben wollen sich 10.000 Menschen beteiligen; von 100 Balkonen in ganz Europa soll gesprochen werden.


Quelle:
KNA