Bendedikt XVI. sei nicht nur ein großer Theologe, sondern auch angetrieben von der europäischen Idee, sagte Andrea Riccardi bei der Vorstellung der italienischen Übersetzung des Buches "Benedikt XVI. - Ein Leben" von Peter Seewald (2020) am Samstagabend in Rom. Dies zeige sich schon lange vor Beginn seines Pontifikats.
Der Gründer der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio würdigte den emeritierten Papst zudem als "ehrliche, ernsthafte und sehr freundliche Person im Umgang". Und: "Ein großer Sucher der Wahrheit in den Dingen". Dabei sei er als Papst "nie dominant, sondern stets zerbrechlich" aufgetreten.
Austausch mit Nichtgläubigen
Der Autor Alessandro Acciavatti nannte als einen besonderen Schwerpunkt des Pontifikats von Benedikt XVI. den Austausch mit Nichtgläubigen, mit Intellektuellen, die vom Glauben abgekommen seien. Die Medien hätten jedoch die Essenz des Werkes von Benedikt XVI. und seine Person oft nicht korrekt wiedergegeben. Auch Riccardi sagte, dass die mediale Darstellung von Benedikt XVI. sehr fehlerhaft gewesen sei.
Nicht spannungsfrei
Der Privatsekretär von Benedikt XVI., Georg Gänswein, überbrachte Grüße vom emeritierten Papst. Er kenne den Autor Seewald seit vielen Jahren. Die Zusammenarbeit sei stets "sehr intensiv, auch nicht immer ohne Spannungen, aber immer tiefgründig" gewesen. Seewald habe stets mit Distanz, aber auch großer Sympathie und begleitend seine Beobachtungen zusammengetragen.
Seewald Biografie über Benedikt
Seewalds Biografie "Benedikt XVI. - Ein Leben" war im Mai 2020 in Deutschland herausgekommen. Der Autor lobte in Rom die Analyse der italienischen Vorredner. Er habe schon oft das Gefühl gehabt, dass die Person Joseph Ratzinger und dessen Werk in Italien besser verstanden würden als in Deutschland.
Seewald hat mehrere Interviews mit Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. in Buchform veröffentlicht, die zu internationalen Bestsellern wurden. An der Biografie über den emeritierten Papst arbeitete der in Niederbayern aufgewachsene Journalist nach Verlagsangaben mehr als fünf Jahre.