Großer Andrang bei der internationalen Pilgermesse in Hamburg

Pilgern zwischen Norwegen und der Türkei

Im Mittelalter durchzogen Pilgerwege nach Rom und Jerusalem den europäischen Kontinent wie ein Netz. In den vergangenen Jahren sind viele dieser Wege wiederentdeckt worden. Neuerdings lässt sich ein wahrer Pilgerboom registrieren.

Autor/in:
Thomas Morell
Pilgern oder Wandern? / © Soloviova Liudmyla (shutterstock)
Pilgern oder Wandern? / © Soloviova Liudmyla ( shutterstock )

Das Angebot der internationalen Pilgermesse in Hamburg wird immer bunter: Auf rund 2.600 Kilometern führt der Martinusweg quer durch Europa, einzelne Pilgerabschnitte sind dagegen nur 500 Meter lang und können mit dem Rollator bewältigt werden. Neben Rom und Santiago de Compostella als traditionelle Pilgerziele gibt es mittlerweile auch Angebote in Norwegen, Schottland, Israel und der Türkei. Rund 3.000 Besucher kamen nach Angaben der Veranstalter zur Pilgermesse in die Hamburger Hauptkirche St. Jacobi, die am Sonntag mit einem Festgottesdienst beendet wurde.

Immer öfter werden Pilgerwege auch thematisch ausgerichtet

Am 23. August startet der Ökumenische Pilgerweg für Klimagerechtigkeit im polnischen Zielona Góra. Gewandert wird über Leipzig, Münster nach Ijmuiden (NL) und dann von Newcastle nach Glasgow, wo die Teilnehmer am 9. November die Weltklimakonferenz erreichen wollen. Für die Überfahrt wird allerdings die Fähre genutzt. "Übers Wasser gehen können wir noch nicht", sagte Mitinitiator Wolfgang Löbnitz. Etwa 30 bis 40 feste Teilnehmer braucht er. Einige Zusagen habe er jetzt auf der Pilgermesse erhalten.

Speziell für Trauernde bieten die Johanniter eine Pilgerwanderung am bayerischen Ammersee an. Ein Pilgerweg in der Pfalz widmet sich der Äbtissin und Mystikerin Hildegard von Bingen (1098-1179). Der norddeutsche Mönchsweg richtet sich speziell am Radfahrer, der Heidschnuckenweg an Freunde der Heidelandschaft. Vor allem Menschen aus Süddeutschland, so hieß es, würden in Mecklenburg auf der Via Baltica oder am Tollensesee gern eine für sie ungewohnte Landschaft entdecken.

Auf den Spuren des Heiligen Martins

Einer der längsten Pilgerwege folgt den Spuren des Heiligen Martin und dessen Legende vom zerteilten Mantel. Rund 2.600 Kilometer sind es vom französischen Tours bis ins ungarische Szombathely. Neu seien kurze begleitete Martinuswanderungen für behinderte Menschen, kündigte Josef Albrecht von der St. Martinus-Gemeinschaft an. Es sei oft beklagt worden, dass diese Menschen nicht pilgern könnten. Die asphaltierten Strecken zwischen 500 und 1.500 Metern seien auch von Menschen im Rollstuhl oder mit Rollator zu bewältigen.

Die Vernetzung der Pilgerinitiativen in Deutschland sei heute wesentlich besser als noch vor einigen Jahren, resümierte Hamburgs Pilgerpastor Bernd Lohse. Es gebe verlässliche Partner und eine "vertraute Zusammenarbeit". Wichtig seien Kenntnisse der Wege und der Quartiere. Zu einer guten Pilgerarbeit zählten auch spezielle Andachten, Stammtische und Segnungen. Pilgerzentren wie in Hamburg seien auch in Nürnberg, Frankfurt und Münster in Planung. Als naturverbundener und kulturnaher Urlaub sei Pilgern ein Tourismus der Zukunft.


Quelle:
epd