Kölner Bistumsspitze bedauert Beförderung von Pfarrer D.

"Großer Fehler"

Der Kölner Erzbischof Rainer Kardinal Woelki hat die Beförderung des Düsseldorfer Pfarrers D. zum stellvertretenden Stadtdechanten offenbar als "großen Fehler" bezeichnet. Aus Fehlern würde zudem gelernt.

Generalvikar Dr. Markus Hofmann und Kardinal Woelki im Gespräch / © Beatrice Tomasetti  (DR)
Generalvikar Dr. Markus Hofmann und Kardinal Woelki im Gespräch / © Beatrice Tomasetti ( DR )

"Es ist mir aus ganzem Herzen wichtig zu betonen, dass ich das Verhalten dieses Priesters als moralisch absolut verwerflich ansehe", sagte Woelki laut "Kölnischer Rundschau" am Freitagabend.Kirchenkreise bestätigten diesen Bericht. Woelki äußerte sich bei einer Sitzung des Diözesanpastoralrats in Bergisch Gladbach.

Pfarrer D., der 2017 befördert worden war, hatte Jahre zuvor sexuellen Kontakt zu einem minderjährigen Prostituierten. Der Fall kommt in einem Aufarbeitungsgutachten für das Erzbistum Köln, dem sogenannten Gercke-Report, vor. Die Gutachter sehen hier jedoch keine eindeutige Pflichtverletzung durch hohe Amtsträger.

"Übernehme volle Verantwortung"

"Ganz gleich, wie es am Ende überhaupt zu dieser Ernennung gekommen war, übernehme ich als Erzbischof dafür selbstverständlich die volle Verantwortung", erklärte Woelki. "Ich lerne daraus, dass auch ich selbst mir im Grunde bei einem besonderen Personalvorgang die Personalakten kommen lassen und diese gegebenenfalls weit zurückreichend studieren muss."

Auch der Kölner Generalvikar Markus Hofmann äußerte sich kritisch zu D.s Beförderung. Er halte diese Entscheidung für "alles andere als glücklich und richtig", sagte er bei einer digitalen Veranstaltung der "Kölnischen Rundschau". Der damalige Kontakt D.s zu einem minderjährigen Prostituierten sei "moralisch verwerflich" und "abstoßend" gewesen.

"Es gibt Dinge, die sind nicht in Ordnung"

Noch im Mai hatte Hofmann im WDR die Beförderung verteidigt mit dem Hinweis, D. habe den einmaligen Vorfall im Jahr 2001 gestanden und bereut. Zudem habe es sich damals weder nach kirchlichem noch weltlichem Recht um eine Straftat gehandelt. Auf weitere Vorwürfe gegen den Geistlichen angesprochen hatte Hofmann betont, dass es sich dabei nur um anonyme und abgestrittene Vorhaltungen und Gerüchte gehandelt habe. Daraufhin war der Generalvikar heftig kritisiert worden, weil er sich zu sehr auf die rechtliche Ebene zurückgezogen habe, anstatt auch moralische Aspekte zu berücksichtigen.

"Ob das nun juristisch zu verfolgen ist, ist eine andere Frage", sagte der Verwaltungschef des Erzbistums jetzt: "Aber es gibt Dinge, die sind nicht in Ordnung, nicht für einen Menschen, nicht für einen Christen, erst recht nicht für einen Priester." Hofmann kündigte die Einrichtung eines anonymen Hinweisgebersystems an und betonte, zum Zeitpunkt der Beförderung habe es nicht die Erkenntnisse gegeben, die heute verfügbar seien.

Geistlicher beurlaubt

Die Interventionsstelle des Erzbistums Köln hatte in diesem Jahr Anhaltspunkte für mögliche weitere Delikte des Geistlichen gefunden. Mittlerweile hat Woelki ihn beurlaubt.

Vor dem Diözesanpastoralrat sprach sich der Erzbischof zudem für einen vertieften Dialog mit Kirchengremien und Gemeinden aus. "Wir haben sehr intensiv, lebendig und kontrovers in den letzten Wochen über die Zukunft unseres Erzbistums und unserer Kirche diskutiert", sagte er laut Mitteilung des Erzbistums. Es gebe auch Widersprüche und konträre Positionen, weshalb man in kleinen Schritten aufeinander zugehen müsse. "Ich will meinen Teil dazu beitragen." Zuletzt hatten Laien-Vertreter den Erzbischof erneut kritisiert.

Nach Beratungen des Diözesanpastoralrates in Kleingruppen wurde während einer "durchaus emotionalen Darstellung der Gruppenergebnisse" laut Erzbistum offenbar die Vertrauensfrage aufgeworfen. Allerdings habe darüber keine Abstimmung stattgefunden.

Fortsetzung im September

Das gemeinsame Gespräch solle Mitte September fortgeführt werden, hieß es zum Abschluss der Sitzung am Samstag. Eine Gruppe sei mit den Vorbereitungen beauftragt. Es gehe auch um die Frage, wie eine vertrauensvolle Zusammenarbeit im Erzbistum künftig wieder möglich sein könne.

Der Diözesanpastoralrat ist das zentrale Beratungsgremium des Kardinals. Die 75 Mitglieder vertreten unter anderem Laien, Kirchenmitarbeitende, Geistliche, Ordensleute und Leitungspersonen aus der Verwaltung des Erzbistums.


Quelle:
KNA
Mehr zum Thema