Händler am Vatikan protestieren gegen Heilig-Jahr-Baustellen

Millionenumsatz auf der Kippe

In zwei Monaten beginnt das Heilige Jahr, ein weltweites Pilger-Event, zu dem 32 Millionen Menschen in Rom erwartet werden. Seit Monaten wird dort allerorten gebaut, gesperrt und eingerüstet. Nun regt sich Protest.

Bauarbeiten vor dem Heiligen Jahr  / © Paolo Galosi/Romano Siciliani (KNA)
Bauarbeiten vor dem Heiligen Jahr / © Paolo Galosi/Romano Siciliani ( KNA )

Geschäftsleute und Anwohner rund um den Vatikan schlagen Alarm wegen der zahlreichen Baustellen für das Heilige Jahr 2025. Die Arbeiten dürften keinesfalls während des katholischen Großereignisses fortgesetzt werden, zu dem rund 32 Millionen Besucher erwartet werden, heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Petition der Händler im Viertel Borgo Pio nahe dem Petersplatz.

Beschwerden liegen auf Schreibtisch des Bürgermeisters

Nachdem sie bereits ohne Erfolg an Roms Bürgermeister Roberto Gualtieri und den Vatikan geschrieben hätten, seien nun innerhalb weniger Stunden Hunderte Unterschriften gesammelt worden. Betroffen seien mehr als 100 Gewerbebetriebe mit rund 700 Angestellten und einem Jahresumsatz in zweistelliger Millionenhöhe.

Es sei "Wahnsinn", dass die Straße Borgo Pio, eine der wichtigsten Verkehrsadern im gleichnamigen Viertel, während der Heilig-Jahr-Feiern erneuert werden solle. Die entsprechende Mitteilung der Stadtverwaltung habe man zunächst für einen Fehler gehalten. Es seien noch ein paar Millionen Euro im Etat "übrig", und "die müssen jetzt unbedingt ausgegeben werden", so die Geschäftsleute sarkastisch.


Bagger, Baustellen und Umleitungen

Dabei sei die Gegend bereits seit mehr als einem Jahr durch riesige Baustellen lahmgelegt. Den Menschen werde täglich ein Szenario von Baggern, gesperrten Straßen, Dutzenden Umleitungen und Polizisten unter Dauerstress zugemutet. Zugleich sehe man auf den Baustellen wenige Arbeiter, so dass die Maßnahmen kaum vorankämen.

Die Geschäftsleute befürchten demnach, dass ihre zum Heiligen Jahr getätigten privaten Investitionen nun verpuffen und damit zahlreiche Arbeitsplätze gefährdet seien. Die Pilger ihrerseits würden statt einer angemessenen Begrüßung Baustellen, Staub und Straßensperren vorfinden.

25 Jahre Vorbereitungszeit

"Wir richten einen letzten Appell an Bürgermeister Gualtieri, dafür zu sorgen, dass die Bagger stehen bleiben und unser Recht, in der Zeit des größten Besucherstroms aus aller Welt ruhig und effektiv zu arbeiten, respektiert wird", so die Forderung. Das Heilige Jahr werde alle 25 Jahre gefeiert, also sei genügend Zeit für Vorbereitungen gewesen. Notfalls müsse der Straßenbelag des Borgo Pio nach dem Heiligen Jahr erneuert werden, aber "nicht jetzt!", so die Petition.

Heiliges Jahr

Das Heilige Jahr ist ein Jubiläumsjahr in der katholischen Kirche. Es wird regulär alle 25 Jahre begangen. Das Heilige Jahr 2025 steht unter dem Motto "Pilger der Hoffnung". Einen Ablass von Sündenstrafen können Pilger dabei nicht nur bei Wallfahrten an eine der heiligen Stätten des Jubiläums oder eine der vier großen päpstlichen Basiliken in Rom erhalten, sondern auch beim Besuch der Verkündigungskirche in Nazareth, der Geburtskirche in Bethlehem oder der Grabeskirche in Jerusalem.

Pilger gehen durch die Heilige Pforte (2015) / © Cristian Gennari (KNA)
Pilger gehen durch die Heilige Pforte (2015) / © Cristian Gennari ( KNA )
Quelle:
KNA