DOMRADIO.DE: Wie geht es Ihnen in der Ordensgemeinschaft?
Bruder Ansgar Stüfe (Arzt im Kloster Münsterschwarzach): Ja, wir sind sehr erleichtert, dass wir das Schlimmste überstanden haben. Zwei Mitbrüder, die als erstes erkrankt sind, sind jetzt wieder in die Gemeinschaft zurückgekommen, und es sind keine neuen Erkrankungen hinzugekommen. So sind wir doch sehr erleichtert, dass wir ab morgen wieder relativ normal weiterleben können.
DOMRADIO.DE: Sie waren ganz allein auf sich gestellt, sagen Sie. Noch mal kurz von vorne: Was ist genau in Münsterschwarzach passiert, dass Sie jetzt so aufbringt?
Br. Ansgar: Nun, es war so, dass wir vor Ostern diesen Fall festgestellt und dann schnell reagiert haben. Es war klar, dass von außen her niemand in der Lage war, die Situation bei uns zu verstehen. Und wir haben uns dann selber organisiert. Das klappte auch ganz gut.
Das war auch notwendig, weil wir nicht eindeutig feststellen konnten, wer wirklich Kontaktperson war. Es hätte ja sein können, dass die Infektion weitergeht. Und so haben wir selbst die Methodik entwickelt, regelmäßig täglich zu testen und haben dann noch vier weitere Mitbrüder diagnostiziert.
DOMRADIO.DE: PCR-Tests gab es dafür ja zunächst vom zuständigen Gesundheitsamt Kitzingen nicht. Was wäre passiert, wenn Sie nicht trotzdem getestet hätten?
Br. Ansgar: Es ist so, dass der PCR-Test bei den Erkrankten natürlich schon gemacht wurde. Das haben wir selbst organisiert. Aber die Vorgehensweise ist so, dass erst eine Diagnose im privaten Familienkreis stattfindet, man dann isoliert und dann zehn Tage später schaut, ob noch jemand erkrankt ist. Im kleinen Umfeld geht das, aber wenn man eine große Gemeinschaft hat und nicht so hundertprozentig sicher ist, passiert das nur, wenn man regelmäßig testet.
Der PCR-Test ist da viel zu aufwendig und zu teuer. Ein Test kostet ja 70 Euro und das refinanziert niemand. Und wir haben eben festgestellt, dass es mit dem Schnelltest auch geht. Das ist preiswerter und man bekommt das Ergebnis sofort. Das ist eigentlich unsere Erkenntnis.
DOMRADIO.DE: Das Kloster besteht ja nicht nur aus den knapp 100 Mönchen, sondern es gibt auf Ihrem Gelände auch viele weltliche Mitarbeiter und Kunden der Werkstätten. Welche Maßnahmen haben Sie getroffen, um weitere Infektionen zu verhindern?
Br. Ansgar: Wir haben uns ganz und gar abgeschlossen. Wir haben keinerlei Kontakt mehr mit den Mitarbeitern gehabt und alle, die Kontakt mit infizierten Mitbrüdern hatten, getestet. Zum Glück waren die Schule und unser Gästehaus zu, weil Karwoche war, so dass der Kreis nicht so groß war. Das war eigentlich das Schöne.
DOMRADIO.DE: Wenn wir noch einmal aufs Gesundheitsamt bzw. die Hilfe von außen zurückkommen: Was hätten Sie sich denn von den Behörden gewünscht?
Br. Ansgar: Ich glaube, wahrscheinlich hätten sie nicht mehr tun können. Meine Beobachtung war, dass die Behörden, so wie sie jetzt aufgestellt sind, eben nicht mehr leisten können. Und das müsste man eigentlich vermitteln.
Wir müssen uns selbst organisieren. Aber die Behörden hätten Anleitung geben müssen, wie man in solchen Gruppen vorgeht. Und das können sie nicht, weil sie da keine Erfahrung haben und weil sie offensichtlich nicht wissen oder es sie auch nicht interessiert, wie ein Kloster funktioniert. Sie waren zum Beispiel unheimlich überrascht, als wir gesagt haben, dass unser Pförtner über 25 Kontakte hatte. Die hat er jeden Tag. Das ist ja eigentlich nur logisch.
DOMRADIO.DE: Ein Kloster ist ja so etwas wie eine Gruppe, eine Gemeinschaft - das haben Sie gerade schon gesagt. Es zählt aber in den offiziellen Bestimmungen nicht zu einer Gemeinschaftsunterkunft. Könnte da das Problem liegen?
Br. Ansgar: Ja, wir wurden deswegen nicht geimpft, weil wir als Kloster nicht bei Gemeinschaftsunterkünften auftauchen.
DOMRADIO.DE: Die meisten Mönche unter Ihnen sind ja nicht mehr die Jüngsten. Die Impfungen sind bei ihnen zumindest angebracht, oder?
Br. Ansgar: Ja, die über 80-Jährigen wurden geimpft. Aber wir haben noch ungefähr über 20 Mönche, die zwischen 60 und 80 Jahre alt sind. Die sind immer noch nicht geimpft - bis heute.
DOMRADIO.DE: Von wem würden Sie sich denn mehr Verantwortung wünschen? Welche Tipps haben Sie vielleicht für Menschen, denen es ähnlich geht wie Ihnen jetzt im Kloster?
Br. Ansgar: Wir hätten uns gewünscht, dass vom Landratsamt die Gesetze, die vorgegeben waren, lokal angewandt werden. Also, es kann nicht sein, dass man einfach nicht geimpft wird, nur weil der Begriff "Kloster" nicht in der Liste steht. In anderen Landkreisen war das auch so, dass in Klöstern geimpft wurde.
Zwei Drittel der Mönche bei uns sind über 60 Jahre. Von den 85 Mönchen sind genau 26 unter 60 Jahren. Und wenn diese jetzt krank geworden wären, wer hätte dann unsere Alten versorgt? Wir haben keine Angestellten für unsere Alten und das ist eigentlich unser Problem gewesen. Und da kam es zu keinem Gespräch, sondern nur - das habe ich ja veröffentlicht - den Brief vom Landratsamt, wo einfach nur die Paragraphen aufgezählt wurden und das war's. Wir haben keine sachbezogene Auseinandersetzung führen können.
Das Gespräch führte Katharina Geiger.